Sonntag, 19. Mai 2013

Geheimnisse

Walpurgis-2013-042
Seit einiger Zeit spüre ich selten den Wunsch, mich hier für alle Welt öffentlich zu machen. Es gibt Veränderungen in meinem Leben, die noch ganz subtil sind, die ich jetzt nicht in Worte fassen möchte, vielleicht auch nie (obwohl das so gar nicht meiner Art entspricht) und die einen Schutzraum zu brauchen scheinen. Ich gehe da nach meinem Gefühl, der einzigen Instanz, nach der ich mich richten kann.

Kürzlich äußerte eine Frau aus meinem Kreis: der Grund für den Umstand, daß wir heute soviele junge Väter ganz selbstverständlich in liebevollem und fürsorglichen Kontakt mit ihren Kindern sehen, sei das Östrogen der Antibabypille, das mittlerweile massenweise im Trinkwasser vorhanden sei. Daß sich Östrogen im Trinkwasser befindet, sicher auch im Boden und an anderen Orten, wo es naturgemäß nicht hingehört, daran besteht für mich kein Zweifel. Auch die Unmengen an Plastikmüll haben eine östrogene Wirkung auf Menschen, Tiere und Pflanzen, deren Konsequenz wir noch gar nicht abschätzen können. Nicht zu vergessen: im Bier, dem Lieblingsgetränk der meisten Männer in Deutschland, sind östrogenartige Substanzen enthalten, die auf Dauer eher Impotenz als Friedfertigkeit verursachen. Die Schulmediziner machen allerdings nicht Östrogen, sondern das bei stillenden Frauen gebildete Hormon Oxytocin für Bindung und Zärtlichkeit verantwortlich.
Die These vom Zusammenhang von Östrogen und fürsorglichen Vätern scheint mir mehr als gewagt, ja sogar befremdlich: ist es nicht eher so, daß die Frauenbewegung mit ihrer Forderung nach Mitbeteiligung der Männer an der Erziehung und Pflege ihrer Sprösslinge und ein genuines Bedürfnis der Väter nach Teilhabe an ihrem Nachwuchs zusammen gekommen sind?
Ich bin sicher, daß es nicht die Hormone sind, die Menschen zu friedlichen oder kriegerischen Wesen machen. Was war denn mit Margaret Thatcher? Die hatte bestimmt soviel Östrogen im Körper wie jede Durchschnittsfrau, was sie nicht davon abgehalten hat, zunächst den Falklandkrieg anzufangen und dann die englische Arbeiterklasse ins Elend zu führen.
Nee, nee: das Sein bestimmt das Bewusstsein ebenso wie das Bewusstsein das Sein bestimmt.
Noch etwas zeigt mir, daß die Östrogenthese nicht stimmen kann: es finden nach wir vor reichlich Kriege statt und mittlerweile auch unter Mitbeteiligung von Frauen. Übrigens hat Alice Schwarzer herself vor langer Zeit gefordert: Frauen in die Armee! Was für ein Hormon war denn da im Spiel?
Walpurgis-2013-043
katharina (Gast) - 20. Mai, 03:38

danke!

Frank (Gast) - 15. Jun, 01:48

Interessante These, die Östrogenthese :) Als Mann könnte ich ein wenig beleidigt sein, ob der Vermutung, die Veränderung meiner Geschlechtsgenossen wäre rein dem pharmakologisch verseuchten Schmutzwasser zuzurechnen.

Ein liebevoller und fürsorglicher Kontakt anderen gegenüber bedingt zunächst einmal, diesen zu sich selbst herzustellen. Meistens :) Ein wichtiger Faktor, denke ich, ist auch der kulturhistorische Hintergrund, die Geschichte, die Kriege, die Traumatisierungen, der Kampf ums Überleben, um Nahrung. Ein Prozeß der Bewusstwerdung ist irgendwie auch ein Stück Luxus, d.h. genug Nahrung, Frieden, genug Zeit und Muße dafür. Gibt es ja noch nicht so lange bei uns.

Was mir in letzter Zeit aber immer mehr zu denken gibt, gerade in Bezug auf die Rechte, die Freiheit, die Akzeptanz, die Gewalt und den Umgang mit Frauen, ist die Frage nach der Eigenverantwortung von Frauen. Ich habe manchmal das Gefühl, da wird schon ein wenig weggeschaut. So weit ich weiß, sind auch Frauen zu großen Teilen an der prägenden Erziehung der Kinder beteiligt. Dort wachsen Söhne heran. Wenn die alle in der fürsorgenden, nährenden Beziehung zu Ihrer Mutter standen, ja wie kann denn das alles ein? Da stimmt doch was nicht! Ohne Urteil, einfach mal so in den Raum gestellt, weil es mir selbst rätselhaft erscheint.

Wenn diese Zeilen unangemessen oder deplaziert sein sollten, bitte gerne löschen. Ist ja nicht mein Platz hier.

Frank (Gast) - 16. Jun, 22:28

Danke

Meine Vorrednerin hat es eigentlich in dem einen Wort schon auf den Punkt gebracht :)

An dieser Stelle mein persönlicher Dank. Danke dafür, dass dieser Blog mich inspirierte jetzt einen eigenen Blog zu kreieren.

Ich habe noch einmal über die Sinnhaftigkeit meiner spontanen obigen Antwort nachgedacht, mir selbst die Frage stellen müssen über das wieso und warum. Manchmal bedarf es einfach keines Kommentares, keiner Diskussion. Meine persönliche Begründung für meinen Block füge ich einfach mal anbei (siehe unterm Strich), vielleicht liegen wir da ja garnicht allzuweit auseinander. Ich hoffe, das dieser Kommentar nicht mehr zukleistert, als er erklären soll :)

Mit herzlichen Grüßen
Frank

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Welcome
«Der Mensch tut gut daran, einen Bleistift bei sich zu tragen und die Gedanken, wenn sie kommen, niederzuschreiben.» – Francis Bacon

«Worte geben keine Wirklichkeiten wieder;
Schriftzeichen enthalten nicht den Geist des Inneren.
Wer sich an Worte klammert ist verloren;
Wer an Schriftzeichen festhält, wird in Unwissenheit verbleiben.» – Zenmeister Mumon 13. Jhrd.

In diesem Spannungsfeld bewegt sich meine Motivation hier Gedanken in den öffentlichen Raum zu stellen.
Es ist nur für mich und dennoch für alle. Es bedarf keiner Beachtung, es genügt sich selbst, steht für sich allein und verändert sich dennoch, wenn es im hohen Bogen hineingeworfen wird, in das Meer der Allgemeinheit.

Kommentare sind völlig unnötig und gerne zugelassen.

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