Herbststimmung

Heute fand der ImkerInnen-Kurs zum letzten Mal statt: noch einmal Besuch bei den Bienen, die mich immer auf unbeschreibliche Weise berühren. Noch einmal praller Unterricht mit praktischem Tun: Propolis von den Rähmchen kratzen und eine Tinktur daraus ansetzen.
Das Highlight war der Beitrag des anthroposophischen Arztes Markus Peters über Bienenmedizin.
Ich habe seit dreißig Jahren beste Erfahrungen mit anthroposophischen Ärtzen gemacht, obwohl ich selbst keine Anthroposophin bin: sie nehmen sich Zeit, sie bemühen sich, den ganzen Menschen zu sehen, sie haben eine Weltsicht, die ich in vielem sehr schlüssig finde, sie haben eine Art über Krankheit und Gesundheit zu denken, die mich einfach sehr anspricht.
Herr Peters sprach mir aus der Seele, als er über die schwachsinnige EU-Verordnung sprach, daß alle Medikamente standardisiert werden müssen, um zugelassen zu werden. Das geht aber z.B. mit Propolis-Zubereitungen nicht, weil die je nach Region, Wetter, Trachtangebot unterschiedlich ausfallen. Ich sage in den Kräuterkursen gerne, daß die Pflanzenmedizin nicht standardisiert sein muß, weil auch der Mensch nicht standardisiert ist, ebenso wenig wie andere lebendige Systeme. Standardisierung ist ein Konstrukt, mehr nicht.
Wahrscheinlich ist es ganz gut, daß die EU Propolis nicht als offizielle Medizin zulässt: dann können sich keine Pharma-Konzerne reinhängen, die Bienen für ihre Zwecke auszubeuten. Und wir ImkerInnen machen einfach unsere eigene Medizin. Just do it!
Zum Abschied gab es herzliche Umarmungen, und ich fuhr mit ganz warmen Gefühlen nach Hause.
Da schwang ich mich gleich aufs Fahrrad und erkundete einen schönen verwunschenen Wald hinter dem Gut Friedeburg, bespritzte meine helle Hose mit Schlamm, keuchte die endlose Steigung zum Gallenberg hoch und genoss die Herbststimmung. Ich liebe den Herbst: er hat etwas Heimeliges mit seinem Nebel, seinen Erdfarben, dem Ernten, Einmachen und Einlagern.

Marie-Luise - 17. Sep, 22:24