Neonicotinoide

Gestern tauchte ich auf einem De Immen-Treffen wieder mal in ein wohltuendes Feld ein. Trotz aller Unterschiede in den Meinungen und der Praxis dessen, was wir wesensgemäßes Imkern nennen, gibt es diesen vertrauten Grundton zwischen uns, der sich besonders in den Pausen bei den Gesprächen zeigt. So ist es etwa möglich, daß ein Mitglied einen, übrigens sehr interessanten Vortrag über Rudolf Steiners Aussagen zur Entwicklung von Menschen und Erde hält, der wohlwollend aufgenommen wird. Dabei stehen längst nicht alle der Anthroposophie nahe.
Ja, es ist diese Weite, die ich so schätze.
Wir sahen den Film Queen of the Sun, in dem es ähnlich wie in More than Honey um Monokulturen, Colony Collapse Disorder und Öko-Imker geht und der noch einmal den ganzen Wahnsinn, in dem wir leben, darstellt, aber eben auch andere Möglichkeiten. Da wird z. B. ein amerikanischer biologisch-dynamischer und sehr feinsinniger Bauer gezeigt, der mitten im Feindesland, umgeben von Gift sprühenden Flugzeugen, lebt und arbeitet.
Don't argue, just do it! (Dieser Satz aus Susun Weeds Mund hat sich mir ins Hirn gegraben). Einfach machen!
Derweil können Syngenta und Bayer munter weiter hochgiftige Pestizide herstellen: die EU hat das Verbot der Neonicotinoide verschoben. Die Lobbyisten haben erfolgreich mit Arbeitsplatzverlusten und Klagen gedroht. Die chemische Kriegsführung mit den "Kollateralschäden" an Bienen, Hummeln und Co darf weitergehen.
Noch ein paar Worte zu den jüngsten Nahrungsmittelskandalen: daß wir uns auf die Politik und irgendwelche Kontrollorgane nicht verlassen sollten, dürfte allmählich klar sein. Wer Bio-Milch und Bio-Eier beim Discounter kauft, kann nicht allzu viel erwarten. Bio ist ein sehr inflationär gebrauchter Begriff. Wenn Tiere wirklich artgemäß gehalten und mit gutem Futter versorgt werden, hat das seinen Preis. Niedrige Preise sind nur bei Massentierhaltung möglich.
"Ich kann mir das nicht leisten", höre ich oft. Nun, ich gehöre nicht in die Kaste der Reichen (wenn eine Reichtum über den Besitz von Geld definiert), aber ich habe gelernt, mit dem zu leben, was ich habe. Wahrscheinlich kaufe ich mir nicht soviele Klamotten und Schnickschnack wie manche. Ich kenne auch eine Frau, die von Hartz IV lebt und im Bioladen und auf dem Markt für sich und ihre beiden Kinder einkauft. Kleidung und andere Sachen holt sie aus dem Second Hand-Laden und auf Flohmärkten. Es ist soviel möglich, wenn wir uns aus der Position des Opfers herausbegeben.
Ganz ohne Geld gab es heute einen strahlend hellen Tag, fliegende Bienen, singende Vögel und abends Tango-Unterricht mit ganz viel Lachen.

Marie-Luise - 4. Mär, 22:02