Samstag, 15. Dezember 2012

Vertrauen

Allerheiligen-2012-012
Ich werde darauf angesprochen, daß ich hier schon so lange nichts mehr geschrieben habe. Ich habe so viel zu tun, sage ich zur Begründung. Stimmt, ist aber nichts Neues. Ich habe nicht mehr und nicht weniger zu tun als in den letzten drei bis vier Jahren, seit ich wieder auf dem Lande lebe. Was sich im Moment anders anfühlt: weil mein alter Vater mal wieder im Krankenhaus liegt und es sich für mich wie ein langer Abschied anfühlt, lösen sich meine sicheren Zeitstrukturen auf. Meine sorgfältigen Planungen, die meinem Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit entgegen kommen, stehen zur Disposition. Ich kann im nächsten Moment einen Anruf bekommen, der mich dazu bringt, hier alles stehen und liegen zu lassen und mich nach Münster aufzumachen. Eine Weile habe ich mit dieser Unvorhersehbarkeit gehadert. Dann hat sich etwas in mir zurecht gerückt: wenn ich mich dem Fluss des Lebens - und das lässt sich nun mal von mir keine Vorschriften machen und auch nicht mit sich handeln - überlasse, entsteht eine innere Weite, die mir spontanes, situationsangemessenes Verhalten möglich macht.
Ein Beispiel: im November sollte ich die zweite Fuhre Holz geliefert bekommen. Sie kam aber nicht. Ich fragte vor zwei Wochen endlich nach und mein Holzlieferant kam mit seinem vollgepackten Anhänger und blieb im Schnee stecken, den der eisige Nordwind schon wieder in Wällen im Garten aufgetürmt hatte. Das hatte ich befürchtet. Herr L. fuhr also wieder mit seinem Holz zurück, nachdem er mir gesagt hatte: "Haben Sie Vertrauen. Am Montag ist der ganze Schnee getaut und ich bringe Ihnen das Holz."
Tatsächlich, es geht mal wieder um Vertrauen. Eins meiner Themen, mit denen ich immer mal wieder in meinem Leben zu tun habe. In meiner Arbeit zu den drei Nornen, die ich 2008 für Alma mater schrieb, formulierte ich es so:

Lebensfäden
spinnt ihr
Urd Werdandi Skuld
Was bleibt mir als
Vertrauen

Da gibt es dann diese lichten Momente, wo ich mich erinnere, daß mein Leben selten so gelaufen ist, wie ich das geplant habe. Mir sind Wünsche erfüllt worden, mir sind Geschenke gemacht worden, ja - aber immer wieder hat es Wendungen gegeben, die ich nicht wollte. Und letztendlich war es immer gut und richtig und hat mich weitergebracht und den Wahn von mir abgeschliffen, daß ich größer bin als das Leben.

Und warum habe ich jetzt länger nichts in mein Blog geschrieben? Weil ich keine Lust hatte. Weil das, was sich in mir bewegte, nicht reif fürs Mitteilen war. Ich will jetzt mal ausprobieren, wie es sich anfühlt, wenn ich aufhöre, mich als die vielbeschäftigte Frau mit chronischem Zeitmangel hinzustellen: denn fast alles, was ich mache, ist freiwillig und selbstgewählt.
Allerheiligen-2012-014
perlentaucherin - 16. Dez, 09:14

das ist so schön..

..gesagt, geschrieben...viele worte, die in mir etwas anrühren, was auch ich in sequentchen dieses jahr leise erfahren habe...begriffen noch nicht ganz....dauert ja manchmal länger, bis man die erfahrung auch erfühlt und angenommen hat...

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