Dienstag, 15. Februar 2011

Was haben Gewohnheiten mit Wohnen zu tun?

Jule-078
Liebste Astrid, ich halte Gewohnheiten durchaus für sinnvoll und bin weit davon entfernt, sie alle ablegen zu wollen. Nicht umsonst findet sich auch das Wohnen in Gewohnheiten wieder (ach, ich liebe die deutsche Sprache). Gewohnheiten helfen mir, mich wohnlich in meinem Leben einzurichten, nicht mehr über jede Verrichtung nachdenken zu müssen.Viele Gewohnheiten machen das Leben leichter.
Und dann kommt im Leben immer mal wieder der Moment, in dem alte Gewohnheiten nicht mehr greifen, nicht mehr nützlich sind. Da entsteht eine Leere, eine neue Möglichkeit, ein Innehalten, ein Angebot des Lebens, sich neu zu entscheiden. Das finde ich spannend.
Übrigens, Holzwurm, ich trinke immer noch Milch in meinem Kaffee, werde aber demnächst beim Demeter-Bauern anfragen, wie sie es mit den Kälbchen halten.

Ich habe auf YouTube die Ur-Version von "Morning Dew" von Bonnie Dobson gehört. Ganz zauberhaft! Ich kannte das Lied bisher nur in der gecoverten Version von den Einstürzenden Neubauten und fand es da schon großartig mit seiner Eindringlichkeit und dem treibenden Rhythmus. Aber jetzt weiß ich endlich, daß es nicht der Dialog eines Liebespaares ist, sondern ein Lied über den finalen Atomschlag, sozusagen ein Kalter-Krieg-Lied.
Wie lange ist sie schon her, diese immer vorhandene Angst vor genau diesem Atomschlag, mit der meine Generation von Kindheit an gelebt hat. Ende der 80er Jahre verschwand dann die Angst. Die Atomwaffen sind noch da, aber kaum einer redet darüber. Und in ihren geheimen Laboren basteln die Todes-Ingenieure schon längst an neuen, noch gruseligeren Waffen.
"Morning Dew" von den Neubauten ist in meiner Erinnerung verbunden mit einer leidenschaftlichen Liebesbeziehung, deren zeitliche Begrenzheit ich von Anfang an sah. Es tut mir leid, K., aber es lagen Welten zwischen uns, nicht nur was die Wahl unserer Rauschmittel anging. Ich behalte diese Zeit in vorwiegend guter Erinnerung: war es vielleicht das erste Mal, das ich mich ganz bewußt dem gewaltigen Strömen des Lebens in meinem Körper hingab. Und Dank an dich, K., daß du damals da warst.

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