Bergwelt

Ich komme gerade aus Tirol zurück, wo ich mit meinen Kindern eine gute Zeit hatte. Es war die Idee meines Sohnes gewesen, der im letzten Jahr in der Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung einen Artikel über den Biobauernhof der Familie Alber in Sankt Anton am Arlberg gelesen und daraufhin beschlossen hatte, daß wir dort Urlaub machen müssten.
Wilder Eisenhut in gewitterblau und cremeweiß, verschiedene Enzianarten, Silbermantel, Arnika, Teppiche von verblühten Küchenschellen, Heidelbeeren und Preiselbeeren - allein die üppige Vegetation versetzte mich in Ekstase. Ich fühlte mich sofort wieder in meine Kindheit versetzt, als meine Eltern mit uns in den österreichischen Alpen auf die Berge gestiegen sind und ich mein erstes Pflanzenbestimmungsbuch bekam.
Allerdings stellte ich auch mit Schrecken fest, daß meine Kondition nur im Flachland gut ist: längst klettere ich nicht mehr wie eine Gemse die Berge hoch. Ich tröste mich damit, daß wir gleich am ersten Tag und ohne Vorbereitung 1000 m Höhe zu Fuß bewältigt haben. Oberhalb der Baumgrenze glühte die Sonne erbarmungslos. Der Abstieg bescherte mir eine riesige Blase und einen schmerzenden Hallux valgus. In den folgenden Tagen versuchte ich es dann abwechselnd mit den Sandalen meiner Tochter (gut zu meinen Füßen, aber nur begrenzt zum Klettern geeignet), barfuß (nur streckenweise gut, aber nicht auf Geröll) und in meinen neuen Wanderschuhen (die alten haben leider nach zehn Jahren ausgiebigem Gebrauch und mehreren Reparaturen endgültig ausgedient). Am dritten Tag begannen meine Füße, sich aus ihrer Verkrampfung zu lösen und sich für den wechselnden Untergrund zu öffnen.
Dann war leider unser Ausflug auch schon wieder zu Ende. Aber jetzt ist meine Lust auf die Berge wieder wach geworden.

Verschnaufen auf dem Weg zur Leutkircher Hütte

Füßekühlen in der Rosanna
Marie-Luise - 23. Aug, 00:14