Reichtum

Als ich heute morgen aus Selent zurückkam, schaute ich in ein ziemlich großes Loch in meiner Einfahrt direkt neben dem Brunnen: die Erde war großflächig in die Tiefe gerutscht und in einen unterirdischen Fluss gespült worden. Ich rief den Gutsverwalter an, der wenig später kam. Hatte ich mich doch im letzten Sommer schon gewundert, daß das Wasser in dem sieben Meter tiefen Brunnen nie höher als 30 cm stand und deshalb die Installation einer Pumpe hinfällig war.
Nach dem Gutsverwalter kam einer der Gutsarbeiter mit dem Bagger und füllte große Mengen Sand in das Loch. Vorläufig gestopft, alles Weitere kommt dann später.
Ich bin ziemlich begeistert, wie schnell und einfach in diesem Dorf Lösungen gefunden werden. Das habe ich nun schon einige Male erlebt. Kein blödes Warten und Hinterher-Telefonieren. Die verantwortlichen Menschen scheinen ein Interesse daran zu haben, daß hier alles gut läuft.
Während meines morgendlichen Rituals ließ ich meinen Blick absichtslos durch mein Wohnzimmer mit den alten Möbeln, den vielen Büchern, den Trommeln und den Steinen, Federn, Hölzern und Geweihenden, die ich im Laufe der Zeit gefunden habe, schweifen und fühlte mich unglaublich reich. Reichtum ist für mich, ein behagliches Leben an einem schönen Ort in der freien Natur führen zu können und alles zu haben, was ich zum Leben brauche. Dazu gehört mittlerweile sogar die Muße, die ich solange in meinem Leben nicht hatte. Im Vergleich mit vielen Menschen auf anderen Kontinenten bin ich mehr als bestens versorgt. Es ist nicht das Geld, was reich macht. Ich glaube sogar, je mehr Geld eineR hat, desto mehr Angst muß sie/er haben, es wieder zu verlieren.
Marie-Luise - 14. Jan, 19:51