Samstag, 8. Januar 2011

Wärmefelder

Jule-058
Es taut. Ein Gang durch den Wald wurde streckenweise zur Schlidderpartie. Über dem Eis steht das Wasser und kann nicht ablaufen. Beim Holzholen bin ich schon einige Male unfreiwillig auf meinem Hintern die Schneewehe runtergerutscht. Martins Gang ist mittlerweile völlig unpassierbar. Der Winter ist ein echtes Abenteuer.
Vorgestern konnte ich nicht zum Yoga fahren, weil das Fernlicht an meinem Auto ausgefallen war, und das Standlicht nur noch halb funktionierte.
An meinen alten Autos konnte ich die Birnen ja noch selbst auswechseln. Das ist heute nicht mehr möglich.
Ich fuhr also gestern in die Werkstatt nach Selent. Der KFZ-Meister brauchte eine Dreiviertelstunde, in der er die Stoßstange halb abbaute und diverse Schrauben ab- und wieder aufdrehte, bemerkenswert viel Werkzeug zum Einsatz brachte inklusive einem niedlichen kleinen Puppenspiegel. Ich war ziemlich genervt, während ich neben ihm im Schneematsch stand. Aber er pfiff und sang vor sich hin, redete mit mir und dem Auto und machte einfach seine Arbeit mit großer Geduld. Ich war fasziniert. Ich habe großen Respekt vor Handwerkern, die mit Hingabe ihre Arbeit machen.
Heute las ich mit Genuss die neue "Oya", die ich mal wieder wärmstens weiterempfehlen kann, weil sie nicht nörgelt und beschuldigt und anprangert wie so viele Zeitschriften sondern neue Möglichkeiten aufzeigt. Wer sich interessiert, kann hier gucken : www.oya-online.de. Das Thema dieses Heftes ist Selbermachen.
Ich zitiere mal einen Satz daraus. Er stammt von dem amerikanischen Philosophen Alan Watts:
"Unser Bildungssystem tut nicht das Geringste, um uns wesentliche Kompetenzen zu vemitteln. Wir lernen weder, zu kochen, Kleidung zu nähen, ein Haus zu bauen, uns zu lieben noch andere elementare Dinge des Lebens. Die Schulbildung unserer Kinder ist vollkommen abstrakt. Sie erzieht sie zu Groß- und Einzelhändlern, zu Verwaltungsangestellten oder zu anderen verkopften Gestalten."
Sehr wahr, wobei ich einschränken muß: ich habe in den sechziger Jahren auf einem Mädchengymnasium neben Sprachen, Mathe und den naturwissenschaftlichen Fächern auch Häkeln, Stricken, Nähen und Grundfertigkeiten des Kochens gelernt.
Wie wichtig und befriedigend ist es, Dinge mit den eigenen Händen herzustellen. So können Wärmefelder entstehen.
Den Begriff Wärmefeld habe ich von Luisa Francia, die in ihrem Blog mal beschrieben hat, wie sie mitten in München Mehlkreise streute und Teelichte hineinstellte.
Wärmefelder bilden in meiner Wohnung z.B. der alte Kleiderschrank und die Vitrine von meinen Großeltern. Sie wurden in den 30er Jahren des letzen Jahrhunderts handgetischlert, und es hängen viele Erinnerungen an ihnen.
In Shanghai habe ich auch ein Wärmefeld gesehen: ein Regenrohr, das mit gestrickten Stulpen bekleidet war. China-2010-017
Auch wenn für mich persönlich der Jahreswechsel nicht das ganz große Datum ist:
Ich wünsche allen meinen LeserInnen ein schönes, genußvolles, lehrreiches, friedliches neues Jahr mit viel Lust und Liebe!
Aurisa - 4. Feb, 23:22

Ja so ein Regenrohr ist auch nur ein Mensch... und soll nicht frieren müssen ;).

Die "Oya" kenne ich nicht, aber die Freude am Selbermachen kenne ich auch nur zu gut :).

Viele Grüße
Aurisa

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