Marienkirche
Am Sonntag besuchte mich M. und ich zeigte ihr unseren Ritualplatz unter den alten Eichen an dem großen Teich ohne Namen, der den Vögeln gehört. Vor einem Jahr haben wir dort das letzte gemeinsame Ritual gefeiert. M. fragte mich, ob ich wehmütig sei. Nein, bin ich nicht. Es ist einfach gut, daß diese Zeit vorbei ist, so wichtig sie auch war. Dinge und Menschen kommen und gehen, manche bleiben. Wahrscheinlich ist das alles irgendwie richtig.
M. erzählte mir von der Kirche in Kirchnüchel am Westhang des Bungsberg, nicht allzu weit von meiner alten ostholsteinischen Heimat. Ich bin ab und zu dran vorbei gefahren. Heute hatte ich einen freien Tag, und ich fuhr bei Sonnenschein und schneidendem Wind nach Kirchnüchel. Ich ging in die Kirche und entdeckte die winzig kleine Elfenbeinmadonna, von der M. mir erzählt hatte. Daß eine Madonna in einer protestantischen Kirche steht, ist schon was Besonderes. Ich zündete eine Kerze für sie an.
Die Quelle, die sich dort auch befinden soll und die der eigentliche alte Wallfahrtsort ist, fand ich nicht. Es gab auch keine Person, die ich fragen konnte.
Die alten Kultplätze wurden im Namen der christlichen Religion systematisch zerstört. Wo alte Kirchen stehen, waren mit hoher Wahrscheinlichkeit früher heilige Haine, heilkräftige Quellen oder einfach Plätze, an denen Menschen eine besondere Beziehung zur Landschaft hatten. Indem man dort Kirchen baute, versuchte man die lebendigen Erdenergien zu fesseln.
Marie-Luise - 31. Jan, 01:12