Donnerstag, 4. August 2016

Wandern

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Vier Tage Wandern in der Rhön, wie in den letzten Jahren. Dieses Mal war außer meiner Tochter und ihrem Freund auch mein Sohn dabei, für zwei Tage. Ich glaube, das häufigste Wort in diesen Tagen war "hätte". Es fing schon damit an, daß ich meinen ersten Gedanken, das erste Stück über Landstraße bis Bornhöved zu fahren, wieder verwarf und stattdessen die A 7 ab Kiel nahm. Da standen wir dann zweieinhalb Stunden im Stau.
Am zweiten Tag, nachdem wir uns im NABU-Haus am Roten Moor mit köstlichem Kuchen gestärkt hatten und frohen Mutes den Weg über eine der Rhön-typischen Wiesen gingen, überraschte uns ein heftiger einstündiger Regen. Es gab weit und breit nichts, worunter wir hätten Schutz finden können, kein Wald, kein Baum, nichts. Nur Wiese und Himmel, aus dem es schüttete. Zunächst versuchte ich mich zu schützen (Regenjacke, Kapuze, wasserfester Überzieher über dem Rucksack). Nach etwa zwanzig Minuten kapitulierte meine teure Regenjacke. Es gab einen Moment des Haderns mit soviel Nässe. Und dann gab ich den Widerstand auf: ok, ich bin jetzt nass, nasser ist gar nicht mehr möglich. Und so gehe ich jetzt eben weiter, bis ich ankomme.
Uns allen ging es so ähnlich.
Martin sagte, man dürfe keinem erzählen, wo wir waren. Sonst kämen immer mehr Menschen und machten diese magische Landschaft kaputt. Wahrscheinlich hat er Recht. Aber alles für sich behalten ist auch nicht die Lösung, zumal ich gern schöne Erlebnisse teile.
In den 80er Jahren war ich mit meinem damaligen Freund Ken und meiner Tochter in der Bretagne, in Carnac. Der Campingplatz war so gut wie leer. Damals waren die kilometerlangen Alignements noch frei zugänglich. Wir gingen zwischen den geheimnisvollen Menhir-Reihen spazieren und hatten ein sehr magisches und unerklärliches Erlebnis (das behalte ich jetzt aber für mich). 1990 fuhren meine Tochter und ich wieder an diesen Ort. Der Campingplatz war schon deutlich voller und die Alignements gut besucht. Ich hatte wieder ein magisches Erlebnis mit einem einzeln stehenden Menhir.
1994 war ich mit meiner Tochter das letzte Mal in Carnac. Der Campingplatz war proppenvoll, die kleine Stadt platzte aus den Nähten und die Alignements waren zwischen hohen Metallzäunen eingeschlossen. Man hatte ein Museum direkt daneben gebaut und verlangte Eintritt für das Betreten der Steinreihen. Der Zauber dieses Ortes war zerstört. Ich hatte nie wieder das Bedürfnis dahin zu fahren.
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Am vorletzten Tag machten wir eine zehnstündige Wanderung zum Schwarzen Moor und durch das Ulstertal zurück. Dabei nahmen wir eine "Abkürzung" in Form eines Trampelpfades und bewiesen uns einmal mehr, daß vermeintliche Abkürzungen oft gigantische Umwege sind. Wir mussten uns nämlich ungefähr eine Stunde lang durch prärieartiges Gelände kämpfen. Diese riesige Wiese mit ihren vielfältigen Pflanzen zeigte mir wieder, daß das Konkurrenz-Paradigma, das für unsere Kultur so bestimmend ist, nicht stimmen kann (sogar in der Permakultur wird leider von Konkurrenz zwischen Pflanzen gesprochen). Auf den Rhönwiesen blühen vom Frühjahr bis zum September verschiedene Pflanzen. Im Mai ist dort alles voller Trollblumen, Katzenpfötchen, jetzt findet sich echtes Labkraut, Storchschnabel, Flockenblumen, dunkelroter Wiesenknopf und stellenweise Wolfseisenhut und Knabenkraut, im September sind die mittlerweile abgemähten Wiesen voller blühender Herbstzeitlosen. Zur Zeit gibt es überall Meere von Feuerkraut (Weidenröschen), in denen es von unzähligen Honigbienen nur so summt.
Die Pflanzen blühen in Wellen und vertrocknen, dann erheben sich neue Pflanzen zwischen ihnen. Da ist nichts von Konkurrenz zu sehen, diese Wiesen sind Lehrstücke der perfekten Kooperation zwischen Pflanzen und Pflanzen und zwischen Pflanzen und verschiedenen Insekten.
Im Schwarzen Moor habe ich übrigens das erste Mal in meinem Leben Sonnentau in freier Natur gesehen.
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Und wir haben den Nixenteich gefunden, einen zauberhaften Ort. Wo der ist, werde ich allerdings nicht verraten. Vor einigen Jahren haben meine Begleiterin J. und ich ihn zufällig entdeckt. Er steht nicht auf der Landkarte und es gibt auch keine Wegmarkierung. Es ist ein Ort, der nicht von allen Besuch bekommen möchte.
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