Brexit

Jetzt möchte ich auch meinen Senf zum Brexit-Votum abgeben: Ich finde die Empörung über den Austrittswillen der Mehrheit der Briten selbstgerecht. Es geht nach dem Motto: ohne uns seid ihr nichts. Diese immense Arroganz haben bereits die Griechen in voller Härte spüren dürfen.
Vielleicht hätte ich, wäre ich Britin, auch für den Brexit gestimmt. Was hat die EU den Menschen in Europa bisher gebracht (und ich meine die normalen Bürger, nicht die Politiker und schon gar nicht die Wirtschaftsbosse)? Den südlichen Mitgliedsländern außer Leid und Elend gar nichts. Ansonsten hat die EU uns allen eine Verlängerung der Glyphosat-Zulassung um weitere 18 Monate gegen den erklärten Willen der Mehrheit der Bürger gebracht. Und Herr Juncker, der als luxemburgischer Staatschef Steuerbetrug ermöglicht hat, will jetzt CETA durchwinken, das Handelsabkommen mit Kanada, das wir definitiv nicht gebrauchen können.
Mir fällt nichts Positives zur EU ein. Echte Gemeinsamkeit entsteht kaum durch Wirtschaftsabkommen, sie muss sich organisch entfalten.
Ob die Briten in wirtschaftlicher Bedeutungslosigkeit versinken, wie Luisa Francia in ihrem Blog (www.salamandra.de) prophezeit hat, wird sich zeigen. Vielleicht finden sie ja kreative Lösungen, nachdem Margret Thatcher das Land in den lebensverachtenden Neoliberalismus hineingesteuert hat ("There ist no alternative"). Vielleicht finden sie ja die angeblich nicht vorhandene Alternative, z. B. regionales Wirtschaften.
Mir ist schon klar, daß es auch Faschisten und Nationalisten unter den Brexit-Befürwortern gegeben hat. Aber vor allem hat das britische Volk ein Votum abgegeben.
Wenn sie schlau sind, machen jetzt die Brüsseler mal zur Abwechslung ihre Hausaufgaben (Ich fürchte, sie sind nicht schlau).
Passend zum Thema hat mich heute mein Sohn auf einen Artikel von Tim Parks in der Süddeutschen Zeitung hingewiesen:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/exil-brite-tim-parks-ueber-das-referendum-was-soll-das-selbstgerechte-brexit-bashing-1.3055232

Marie-Luise - 30. Jun, 17:15