Lästern

In ihrem Blog auf salamandra.de schreibt Luisa Francia am 7.4. sehr schön über ihre Neigung zum Lästern. Da hat sie mir aus der Seele gesprochen. Früher habe ich gern gelästert und das als Psychohygiene gesehen. Mittlerweile fühlt es sich oft schal an, wenn ich mal wieder feststelle, daß ich über Andere hergezogen habe. Eigentlich wollte ich damit schon längst aufgehört haben, aber es scheint sich um eine von diesen hartnäckigen Gewohnheiten zu handeln. Ich bin damit quasi aufgewachsen, ebenso wie mit dem Vielreden, das ich auch nicht mehr so genussvoll wie früher praktiziere, seit ich merke, wie anstrengend ich das bei anderen Menschen finde.
Heute wies mich A., mit der ich frühstückte und das Walpurgis-Ritual vorbereitete, darauf hin, daß ich ein ähnliches Verhalten an den Tag gelegt hatte wie das, was ich zuvor bei einer anderen Person kritisiert hatte. Ich musste ihr sofort Recht geben und schämte mich ein bisschen. Aber ich war auch dankbar für ihren Hinweis: nur so kann ich lernen.
Überhaupt finde ich Lernen eine feine Sache: ob das eine Sprache ist, die ich im Laufe der Zeit immer besser beherrsche, weil ich sie häufig benutze (ich spreche bei jeder Gelegenheit Englisch, lese häufig englische Bücher und fühle mich in dieser Sprache zu Hause). Ob es sich um Yoga, Imkern oder Permakultur handelt - es ist fein, mein Wissens- und Erfahrungsfeld zu erweitern. Das Leben bietet so viel Spannendes. Und besonders schön finde ich es, wenn mir plötzlich ein Licht nach dem anderen aufgeht und ich Zusammenhänge herstellen kann.
Und alles und jedes kann Lehrer und Lehrerin sein: die Bienen, die Pflanzen, das Wetter, Menschen (auch und gerade solche, mit denen es nicht ganz rund läuft), sich wiederholende Schwierigkeiten, Scheitern.

Marie-Luise - 15. Apr, 23:42