Aerö

Einfahrt in den Hafen von Söby
Ich bin gerade von einer kleinen Reise nach Aerö, einer Insel in der dänischen Südsee, zurück. Die war von meinem Imkerverein De Immen e.V. organisiert worden. Ein Imker aus unserem Verein hat sich vor einigen Jahren mit Frau und Bienen auf der Insel angesiedelt, und er zeigte und erzählte uns, wie er seine Bienen ohne Zuckereinfütterung auf ihrem eigenen Honig über den Winter bringt. Dahin möchte ich auch kommen, aber solange ich von konventioneller Landwirtschaft mit Monokulturen und maximalem Gifteinsatz umgeben bin, dürfte das kaum erreichbar sein.
Johannes und Dorit bewohnen einen traumhaften Platz in der Nähe von Söby, am Rande eine Naturschutzgebietes mit spannender Vegetation. Ihr Hof wird schon lange, auch von der Vorgängerin, ökologisch bewirtschaftet. Sie haben Ferienwohnungen, Bed and Breakfast, Dorit gibt Yoga-Kurse, und ich habe die beiden als gastfreundliche, aufgeschlossene Menschen kennen gelernt. Welche es interessiert: www.yoga-aeroe.info. Wir waren annähernd dreißig Personen und wurden im Haus und in der Umgebung untergebracht. Ich hatte ein kleines Zimmer in der nahegelegenen Kunsthojskolen, die inmitten eines malerischen Parks mit altem Baumbestand liegt. Ich mag Aerö sehr gern. 2005 habe ich den Süden der Insel um Marstal anlässlich eines Segeltörns mit J. kennen gelernt und in guter Erinnerung behalten. J. und ich hatten eine sehr schöne gemeinsame Zeit, fast so wie zweite Flitterwochen. Dennoch war zwei Jahre später die Trennung unumgänglich. Ich hatte auf der Insel das Gefühl, in die Zeit vor der Globalisierung zurück gebeamt worden zu sein: alles war so klein und ruhig und gemütlich, auch die Werftindustrie von Marstal.
Dieses Mal war es anders, aber nicht minder wunderbar: die Treffen mit den anderen Imkerinnen und Imkern, die uns allen gemeinsame Liebe zu den Bienen, die schönen Begegnungen, das Sitzen und Singen am Lagerfeuer, das gemeinsame Tanzen und Lachen am Samstagabend - all das hat sehr viel Spaß gemacht und mich so inspiriert und beflügelt. Ich kann jetzt wieder mit frischem Mut an die Bienen herangehen. Wie wichtig mir auch immer der Austausch mit den erfahrenen ImkerInnen ist! Vor einigen Tagen sind zwei Waben abgebrochen, als ich den zweiten Top bar hive durchsah. Das kommt vor, aber ich hatte solche Schuldgefühle und wusste gleichzeitig nicht, wie ich es hätte verhindern können.
S., der ich davon erzählte, beruhigte mich. Sie hat auch Top bar hives und sagte mir, was mit den abgebrochenen Wabenteilen zu tun sei. Und es fiel der beruhigende Satz: die Bienen verzeihen den Anfängern alles.
Diese Treffen sind einfach etwas Besonderes. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber da geschieht jedes Mal etwas, was mich über einen längeren Zeitraum seelisch und spirituell nährt. Ich finde einfach keine passenden Worte dafür, aber ich weiß, daß es den anderen ganz ähnlich geht. Menschen können Schrecklichstes tun, aber sie können eben auch wunderbare Dinge schaffen. Und daß ich durch De Immen immer wieder daran erinnert werde, ist ein sehr großes Geschenk!
Ach, und auf der Hinfahrt mit der Fähre hat mir ein fremder Mann springende Tümmler im ruhigen Wasser gezeigt. Von ihm erfuhr ich auch, daß hier der letzte halbwegs intakte Bestand von Schweinswalen in der Ostsee ist.

Marie-Luise - 14. Jun, 19:42