Neues Leben

Mein Sohn hat dieses Foto gemacht. Die Katze hat mich schon voll adoptiert. Für mich ist es ein neues Leben mit diesem kleinen Lebewesen. Die letzten Nächte musste ich sie allein lassen wegen meines Nachtdienstes. Ich hatte ein so schlechtes Gewissen, als ließe ich einen Säugling allein. Wenn ich morgens nach Hause komme, begrüßen wir uns ganz stürmisch, und dann lasse ich sie raus und sie kann ihr neues Revier erforschen. Anfangs machte ich mir Sorgen, ob sie wohl wiederkommen würde. Aber sie hört auf mein Pfeifen, na ja, nicht immer sofort. Und sie hat eine Art, mich anzusehen, daß mein Herz schmilzt.
Mein Sohn hat mir einen Flyer zu den Hexenprozessen mitgebracht. Ein ehemaliger evangelischer Pfarrer, Hartmut Hegeler aus NRW, arbeitet sehr engagiert an diesem Thema. Ihm liegt die Rehabilitierung der als Hexen Verbrannten am Herzen und er spricht klare Worte zur Mitbeteiligung der evangelischen Kirche: www.anton-praetorius.de
Ich finde es spannend, daß es mittlerweile an so vielen Orten Menschen gibt, die dieses lange unter den Teppich gekehrte Hexenthema wieder ins Licht des Bewusstseins holen. Und wenn das Kirchenleute sind, umso besser. So wird Heilung des kollektiven Traumas möglich.
Gleichzeitig merke ich, daß es für mich nicht um Rehabilitation geht. Mich interessiert an dem Hexenthema etwas anderes: mit den Hebammen und heilkundigen Frauen ist das alte Wissen um Heilweisen verbrannt worden und die Behandlung von Krankheiten wurde zeitgleich in die Hände des sich gerade etablierenden Ärztestandes gegeben. Das alte Wissen ist's, was mich interessiert: das Wissen um die natürlichen Zyklen, um die mächtigen Regenerationskräfte unserer wunderbaren Körper, um die Verbindung unserer inneren und äußeren Natur und um das Zusammenwirken der Lebenskräfte. Es macht einen himmelweiten Unterschied, ob eine Hebamme mir beim Gebären zur Seite steht oder ob ein studierter Arzt mich entbindet (was ist das überhaupt für ein Wort: entbinden?)
Letztendlich bin ich davon überzeugt, daß das alte Wissen nicht verloren ist, da es Körperwissen ist. Es kann er-innert und wieder angeeignet werden.

Marie-Luise - 9. Mär, 01:02
Verbunden statt Entbunden
Hier mal wieder ein Lebenszeichen von mir,nach einem intensiven Winter in dem ich einmalmehr die "wunderbaren und mächtigen Heilkräfte unserer (in diesem Fallemeine!) wunderbaren Körper" erfahren durfte. Und unendlich viel gelern habe über das, was Ute über das "Durcchlässig-werden der Körpper für die kommenden Felder" nannte. Aber dazu mehr an anderer Stelle.
Heute hat mich dein Innehalten bei diesem merkwürdigen Unwort "entbinden" angerührt, und plötzlich ist mir dieser verkleidete - oder eigentlich völlig sichtbare, aber daher ja oft am besten versteckte - Schrecken in aller Deutlichkeit entgegen gesprungen: Ent-Binden, aus der Ver-Bindung lösen, an die Mutter, den weiblichen roten Faden, das Wissen um das Gebürtig-Sein und damit Ein-ge-bunden-Sein in das göttliche Schöpfungsmysterium. So verwandelt ein Wort eine ganze Welt, aus den Geborenen (von "born", Zweig!) werden die Entbundenen, aus einer mütterlichen-liebenen Schöpfung ein Sumpf, aus dem man sich befreien muß, den man beherrschen muß, weil er dich sonst verschlingen könnte. Ce ca.
Danke dir für diese Inspiraation zum Wochenanfang, und eine ganz warme, verbundene Umarmung an dich!
Deine Astrid