Je suis Charlie Hebdo

Was diese Killer in Paris gemacht haben, ist sowas von armselig - mir fehlen die passenden Worte. Karikaturisten hinmetzeln, wofür? Und dann als Märtyrer sterben wollen... Die französische Polizei hat ihnen den Gefallen ja nun getan. Ich hätte ihnen von ganzem Herzen lebenslänglichen Knast gegönnt.
Ich weiß nicht, was diese Verrückten von Boko Haram, IS, Al Kaida und wie sie alle heißen bewegt. Es kann nur eine schwere kollektive Geisteskrankheit sein.
Sowas kennen wir ja aus der Geschichte: die Inquisition mit den Hexenverbrennungen, die Metzeleien der Christen nach der Kolonisierung der beiden Amerikas und der Holocaust.
Zugegeben fühle ich noch aus einem ganz persönlichen Grund Beklemmung: in meiner Zeit als Maoistin habe ich an die gewaltsame Revolution geglaubt und den "Klassenfeinden" den Tod an den Hals gewünscht. Irgendwie waren die damaligen GenossInnen und ich davon überzeugt, daß aus all der Zerstörung etwas Gutes entstehen würde.
Irgendeine innere Instanz hat mich davor bewahrt, zur Tat zu schreiten. Ich bin so dankbar dafür!
Damals hätte mich übrigens kein Argument von meinen Überzeugungen abbringen können. Änderung hat sich erst im Laufe der Jahre eingestellt.
Dennoch bin ich davon überzeugt, daß die gewaltbereiten Bewegungen, ob nun aus dem linken, dem rechten oder dem islamistischen Spektrum, ihren Keim in unserer westlichen Wirtschaftsform, im kolonialistischen Denken haben ("Wir wissen, was gut für euch ist"), die viele Völker ihrer Lebensgrundlagen beraubt hat, siehe Afrika. Ich glaube, vieles wäre anders gekommen, wenn nicht die beiden Bushs damals den Irak bombardiert hätten. Wo auch immer die USA eingriffen, haben sie nichts besser gemacht. Was haben sie überhaupt in anderen Ländern zu suchen? Haben sie nicht genug eigene Probleme zu lösen?
Wenn jetzt die hohlköpfigen Pegida-Leute gegen die drohende Islamisierung des Abendlandes auf die Straße gehen, möchte ich daran erinnern, daß vor ungefähr 1500 Jahren die Christen ihre Religion mit blutigster Gewalt in Mitteleuropa installiert haben und daß die meisten alten Kirchen auf ursprünglich heidnischen heiligen Orten gebaut worden sind, daß heilige Bäume gefällt worden sind, daß Kriege im Namen der christlichen Religion geführt wurden.
Wirkliche geistige Weite zeigt sich in der Bereitschaft, jedem Menschen seine spirituelle Freiheit zu lassen und sich an der Vielfalt zu erfreuen.

Marie-Luise - 10. Jan, 01:37