Perchtentag

Die Rauhnächte sind vorbei. Heute habe ich die Wohnung gesäubert, alle Räume, Schuppen und Holzschuppen ausgeräuchert und etwas zu essen für die wilden Wesen in den Knick gestellt. Wie die meisten Menschen mag ich solche Rituale - sie erfreuen mein kindliches Selbst. Und die wilden Wesen mögen sie auch: ich finde am nächsten Tag immer schön sauber ausgeleckte Schüsseln.
Die Barbarazweige sind teilweise aufgeblüht. Leider hat sich die Makrofunktion nun gänzlich verabschiedet. Ich werde mir also doch eine neue Kamera erlauben müssen. Es ist schon verrückt mit den neuen Geräten: sie funktionieren eine gewisse Zeit, nicht lange in der Regel, dann kann eine sie wegschmeißen. Im Schrank habe ich noch einen sehr alten Fotoapparat von meinem Vater aus den 50er Jahren mit Extra-Belichtungsmesser. Der funktioniert noch, leider nicht digital.
In der neuen Oya kommt u.a. die grüne Europa-Abgeordnete Rebecca Harms zu Worte. Da ist mir aufgefallen, daß sie auch schon dieses typische Politikersprech draufhat: Rezession stoppen, in den Energiesektor investieren, um Arbeitsplätze zu schaffen usw. Sie verspricht sich wohl auch einiges vom Millionenplan von Jean-Claude Juncker, der im schlimmsten Falle neue Atomkraftwerke in der EU subventionieren könnte. Das ist doch alles Lichtjahre entfernt von den Menschen.
Da sitzen sie in den Parlamenten, die PolitikerInnen, in ihren Anzügen und Blazern. Diese Uniformen müssen wohl sein, als so eine Art Schutzanzug. Das meine ich ganz ernst: so wie man in den Parlamenten miteinander redet, naja "miteinander" ist gar nicht das richtige Wort - wie man sich ständig verbal gegenseitig in die Pfanne haut... Ach Leute, da kann doch nichts Gutes bei raus kommen!
Und die Art und Weise, wie die deutsche Regierung mit den Griechen umgeht, finde ich richtig widerlich. Da bekomme ich wieder Anwandlungen von Scham wegen meiner deutschen Staatsangehörigkeit.
So, das ist mir alles zum Thema Kamera eingefallen: Digitalkameras mit sehr kurzer Lebensdauer herzustellen sorgt vielleicht auch für Arbeitsplätze, auf jeden Fall aber für gigantische Mengen Müll.
Ich bin heute im neuen We'Moon-Kalender mehrmals auf das Wort shape shifting, Gestaltwandel, gestoßen. Das stammt aus dem alten animistischen Denken, als Menschen noch um ihre enge Verwandtschaft mit allen anderen Tieren gewusst haben. Ja, das wünsche ich mir auch für die Wirtschaft: daß sie neu geträumt, neu gedacht, völlig ihre Gestalt wandelt zu etwas, das allen Wesen dient und keinem schadet.

Marie-Luise - 6. Jan, 21:20