Sonntag, 21. Dezember 2014

Nana

DSCN4698
Zweimal wurde ich in den letzten Tagen zu einer christlichen Weihnachtsveranstaltung eingeladen. Das hat mich seltsam berührt. Ich bin mit siebzehn Jahren aus der Kirche ausgetreten, meine Kinder sind nicht getauft. Ich habe überhaupt kein Problem mit den Botschaften des Menschen Jehoshua von Nazareth, bekannter unter dem latinisierten Namen Jesus. Aber mit den Kirchen habe ich erhebliche Schwierigkeiten, ganz besonders mit ihrem Hauptsymbol, einem armen gefolterten Menschen, der an ein Hinrichtungsinstrument genagelt ist. Die davon ausgehende Botschaft ist klar: Leiden ist angesagt.
In dem bereits erwähnten Buch von Uwe-Christian Arnold wird eine Frau zitiert, die die christliche Religion als Leidensideologie bezeichnet. Das bringt es gut auf den Punkt.
Wie wohl alle Menschen, die in unserem Kulturkreis aufgewachsen sind, bin auch ich nicht von dieser Ideologie verschont geblieben. Mein großes Pflichtbewusstsein, auch meine Neigung, mehr zu arbeiten, als mir gut tut, gehen ganz sicher auf meine protestantische Erziehung zurück. Aber ich weigere mich zu leiden.
Nein, die christliche Religion ist nicht meine spirituelle Heimat.
Gestern haben wir die Wintersonnenwende gefeiert. A. und ich hatten das Ritual geplant. Aber als gestern ein ordentlicher Sturm übers Land fegte und heftige Regenschauer niedergingen, haben wir uns gegen unseren Platz unter den alten Eichen am Vogelsee und für einen Spaziergang zu einem mir heiligen Platz in der Nähe entschieden. A. hatte die Idee, Nana, die alte westafrikanische Göttin, Mutter der Zeit, die die Ursuppe rührt, in den Mittelpunkt unseres Rituals zu stellen. In Münster hatte ich zwei Jahre Unterricht in westafrikanischem Tanz. Tanzend stellt eine sich den archetypischen Energien, genannt Götter, zur Verfügung. Das sind tiefgehende Erfahrungen.

Heute Mittag schien die Sonne fahlweiß aus den Wolken. Wie flach der Bogen ist, den sie im Laufe des kurzen Tages vom Südosten zum Südwesten zieht!
Ich habe in den letzten Wochen unglaublich viel gearbeitet. Heute gab es den Endspurt: Holz im Schuppen aufstapeln. Jetzt bin ich bereit für die Rauhnächte.
DSCN4706
Sabrina Gundert hat ein neues Buch geschrieben: Hab Mut und geh - Das Herzensweg-Praxisbuch. Danke, Sabrina, fürs Zuschicken!
Es ist schön zu lesen und macht Mut, das zu leben, was einer wirklich am Herzen liegt. Das ist das Gegenbild zur christlichen Leidensideologie.

Empfehlen möchte ich auch ein ganz anderes Werk: Die Graphic Novel Im Schatten keiner Türme von Art Spiegelman, der mit dem Comic Maus über den Holocaust und Auschwitz bekannt geworden ist. In dem neuen Buch verarbeitet er sein persönliches Erleben von 9/11 als unmittelbarer Nachbar des World Trade Centers. Wir kennen ja alle diese unfassbaren Bilder (Ich habe mir damals wieder und wieder den Einschlag der Flugzeuge sowie das In-sich-zusammen-fallen der Türme angesehen und konnte es einfach nicht fassen). Er beschreibt, wie es ihm als Augen- und Ohrenzeuge ging, indem er sich gekonnt des Mediums Graphic Novel bedient.

zurück

Aktuelle Beiträge

Ich ziehe um
https://hollesgarten.wordp ress.com/
Marie-Luise - 10. Mär, 12:06
Immer die gleiche Geschichte
Vorletztes Wochenende war ich mit I. in Flensburg....
Marie-Luise - 9. Mär, 23:24
Kummer
Meine liebe kleine Skadi ist tot. Sie ist nur drei...
Marie-Luise - 20. Feb, 21:12
Fluss
Ich hatte mir den Sonntag frei getauscht, um zum De...
Marie-Luise - 6. Feb, 17:01
Marienkirche
Am Sonntag besuchte mich M. und ich zeigte ihr unseren...
Marie-Luise - 31. Jan, 01:35

Suche

 


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren