Wenn ich vom...

... Reich der Lebendigkeit spreche, kann ich es genau so gut Reich der Liebe nennen. Das wurde mir beim Lesen meines neuen Buches über Bienen klar. Denn zeitgleich mit der wieder erwachten Lebendigkeit kam auch die Liebe wieder in mein Leben: in allen möglichen Formen, leidenschaftlich mit einem Mann, den ich damals kennenlernte, als radikales Einverstandensein mit mir selbst, als starke Zuneigung zu meinen Kindern, auch zu Patienten in der Klinik, als Liebe zu allem Irdischen. All meine Angst vor den Urteilen Anderer, die mich bis dahin immer begleitet hatte, war verschwunden, und ich schwamm im Leben wie ein Fisch im Wasser.
Das Buch heißt Bienen verstehen - der Weg durchs Nadelöhr und ist von Martin Ott, Martin Dettli und Philipp Rohner. Es sollte schon vor drei Jahren erscheinen, und dann hat es doch noch bis vor einigen Monaten gedauert.
Es ist ein ungewöhnliches Bienenbuch voller Analogien und philosophischer Betrachtungen, sehr schön geschrieben und mit außergewöhnlichen Fotos von Philipp Rohner. In einem Kapitel wird das Wirken der Arbeiterinnen im Umgang mit der Brut mit Liebe und Empathie gleichgesetzt. Das hat mich angesprochen. Ich sehe noch eine andere Analogie: indem die Bienen Blüten besuchen, sind sie wesentlich für die sexuelle Liebe der Pflanzen.

Neulich hatte ich ein gutes Gespräch mit einem Apotheker in Kiel, bei dem ich Beinwellkraut kaufte. Beinwell gehört ja auf die Liste der Pflanzen, die mittlerweile als lebergefährdend dargestellt werden und vor denen eindringlich gewarnt wird. Für mich ist Beinwell allerdings seit Jahren eine der wichtigsten Heilpflanzen. Das Gespräch nun kam deshalb zustande, weil die PTA mir die große Menge von 250 g nicht verkaufen konnte, ohne ihren Chef um Erlaubnis zu fragen. Der stellte sich als sehr gut informiert heraus. Er sagte, es sei erstaunlich, wieviele seiner Kunden ohne Bedenken Medikamente zu sich nähmen, die viel stärkere Nebenwirkungen als Beinwell hätten und sich da als völlig beratungsresistent erwiesen.
Beinwell ist eine uralte und bewährte Heilpflanze, mit der man keinen Profit machen kann; das dürfte wohl einer der Gründe für die öffentliche Panikmache sein.
Es gibt zu denken, daß viele Menschen bereit sind, einer körperfremden chemischen Substanz zu vertrauen und dabei blind die Risiken in Kauf nehmen. Auf der einen Seite glauben viele, daß Heilpflanzen den Erzeugnissen der Pharmaindustrie in der Wirkung unterlegen sind, auf der anderen Seite werden immer mehr bewährte Pflanzen als gesundheitsgefährdend beschrieben.
Der Apotheker hat mir gut gefallen. Zum Schluss sagte er wohlwollend: "Sie sind ein mündiger Mensch, und ich bin überzeugt, daß Sie gute Erfahrungen mit Beinwell gemacht haben" und verkaufte mir die ganze Packung.
Ich komme gern wieder und wünsche ihm, mir und anderen Menschen, daß er so mutig weitermacht.
Marie-Luise - 8. Apr, 21:22