Freitag, 28. März 2014

Rekonvaleszenz

Lichtmess2014-078
Ich bin immer noch nicht ganz gesund. Am schlimmsten ist nach wie vor der Husten. Keine meiner bewährten Kräuterhelferinnen bringt wirkliche Linderung. Nachts schlafe ich schlecht, tagsüber werde ich schnell müde.
Ich hatte eine richtige Virus-Grippe wie das letzte Mal vor mehr als fünfzehn Jahren in Münster.
Der Husten ist ziemlich zermürbend, aber was kann ich tun, außer geduldig sein. Ich lese viel und viele Gedanken wandern durch durch mich hindurch. Außerdem habe ich zwei Essays geschrieben. Einer ist online: http://www.hexenstein-schmoel.de/index.php/essays
Beim zweiten geht es um das Thema Ahnen. Ich habe ihn noch nicht ins Reine getippt.
Jetzt lese ich gerade das Büchlein The Spirit of Intimacy von Sobonfu Somé. Sie beschreibt die Beziehungen, die sich zwischen Männern, Frauen und Kindern in einem afrikanischen Dorf ergeben. Sehr spannend finde ich, wie die Kinder dort leben(lebten?): alle Erwachsenen eines Dorfes sind ihre Eltern. Sie suchen sich Tag für Tag aus, bei wem sie sein wollen. Säuglinge werden auch von anderen Frauen als ihren biologischen Müttern gestillt.
Beim Lesen bin ich traurig geworden: wie allein und isoliert sind wir hier, wenn wir Kinder haben. Die Hauptlast liegt in der Regel immer noch bei den Müttern. Ich weiß, wovon ich rede. Diese ganzen Jahre, als meine Kinder klein waren und ich voll berufstätig, ich konnte ihnen nicht gerecht werden. Das war ganz und gar unmöglich. Manchmal wundere ich mich, daß ich nicht zusammengebrochen bin.
Das Gemeine ist: wenn dann Sachen nicht rund laufen (und bei wem tun sie das schon?), dann ist die Mutter schuld. Spätestens seit Erfindung der Psychoanalyse ist das so. Wie bei den meisten Müttern fielen/fallen auch bei mir die Vorwürfe auf fruchtbaren Boden: einiges würde ich heute anders machen. Andrerseits: man bekommt ja nun mal in jungen Jahren Kinder und nicht, wenn man alt und gelassen geworden ist und die schlimmsten Dinge, z.B. Trennungen, schon hinter sich gebracht hat, ohne daran gestorben zu sein. Deshalb sind ja auch Großeltern meist die liebevolleren Eltern.
Ich kann mich gut daran erinnern, für was ich meine Eltern verantwortlich gemacht habe: für alles und das über einen langen Zeitraum. Im Rückblick schaudert es mich angesichts meiner damaligen Selbstgerechtigkeit und gnadenlosen Strenge. Was habe ich meinem Vater alles an den Kopf geworfen!
Und die Wut, die mich damals oft geschüttelt hat und die ich dann auch gleich noch auf meine Männer übertragen habe, hat mich kein Stück weiter gebracht.
Erst als das Bedürfnis aufkam, Frieden mit meinen Eltern zu schließen (da war ich schon in der zweiten Hälfte der Dreißiger), konnte ich richtig erwachsen werden, aus der dämlichen Rolle der ewig Benachteiligten und Unterversorgten heraustreten und mir selbst endlich eine gute Mutter sein. Den letzten Schliff hat 2008 Naikan gebracht: seitdem habe ich aufgehört, die Unzulänglichkeiten meiner Eltern wie unter einem Vergrößerungsglas zu sehen. Seitdem sehe ich, was ich von ihnen bekommen habe und das war eine Menge!
Lichtmess2014-077

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