Zusammenleben

Drachenkübel bei Schloss Aschach in der Rhön
Gestern war ich bei strahlendem Sonnenschein im Garten von Jan Koberstein (dem Bildhauer, der die Idee zum Schmoeler Hexenstein hatte) und seiner Frau. Das ist ein zauberhaftes Gelände mit alten Bäumen, Licht und Schatten und interessanten Stein- und Holzskulpturen am Rand eines Dorfes in meiner Nähe. Von der Grundstücksgrenze gibt es einen atemberaubenden Panoramablick auf den Strezerberg.
Wir haben draußen Tee getrunken und uns gut unterhalten, ich fand die Atmosphäre sehr angenehm.
Den größten Eindruck haben die Hühner auf mich gemacht: die spazierten zusammen mit einem riesigen Hahn durch den Garten, kamen dann zu uns, lagen und standen um uns herum wie neugierige Familienmitglieder. Sie waren kein bisschen scheu, pickten Kuchenkrümel von meinen Fingern und gaben gurrende Geräusche von sich.
Das entspricht meiner Vorstellung vom Paradies: ein friedliches Zusammenleben von Tieren und Menschen (wobei ich uns Menschen ja auch zu den Tieren zähle), ohne Angst und im Respekt für die gegenseitige Andersartigkeit.
Ab und zu befrage ich Menschen in meinem Umkreis zu ihrem Umgang mit Schnecken im Garten, weil es mich interessiert und ich bis jetzt auch noch keine befriedigende Lösung gefunden habe. Ich möchte jetzt bitte keine Tipps mehr haben: ich kenne sie alle! Ich habe bis auf Bierfallen, Schneckenkorn und Zerschneiden alle ausprobiert.
In der Regel beschreiben mir die Befragten ihre Tötungsmethoden. Das kommt mir ganz und gar falsch vor: was machen denn Wesen, wenn sie so verbissen verfolgt werden? Wir wissen es von den Bakterien: je mehr Krieg gegen sie geführt wird (mit Antibiotika und Desinfektionsmitteln), desto mehr Resistenzen entwickeln sie, desto mehr Nachkommen bringen sie zur Welt. Ist doch klar: Leben will leben.
Einige sagen, daß die Schnecken mittlerweile ein Vielfaches an Eiern legen. Sie erfüllen ja eine wichtige Funktion: sie sind die Müllabfuhr des Gartens. Klar kocht mir die Galle hoch, wenn sie gemächlich ganze Reihen von kleinen Dill- und Salatpflanzen abraspeln.
Ich hoffe, daß ich eines Tages mit dieser Herausforderung einen genauso gelassenen Umgang finde wie mit Bakterien, Viren, Pilzen, Borrelien, Fuchsbandwürmern und anderen kleinen Wesen.

Himmeldunkberg - Rhön
Marie-Luise - 6. Jun, 23:11