Freitag, 19. April 2013

Frühling

Ostara-2013-020
Seit einigen Tagen sieht es endlich nach Frühling aus: am Montag sah ich die ersten Rauchschwalben und jeden Tag schieben einige der Zwiebeln, die ich im Herbst in die Wiese gesteckt habe, ihre Blüten heraus. Ich hatte sie vor allem für die Bienen gepflanzt, damit sie bei ihren ersten Frühjahrsausflügen sofort Nahrung finden. Tatsächlich drückt ihr Verlust sehr auf mein Gemüt.
Ungefragt haben mir Menschen in meinem Umkreis Rat-Schläge reingereicht: ich hätte den Bienen Anfang März Zuckerwasser hinstellen sollen, ich hätte sie warmstellen sollen, ich hätte keine ausreichende Varroabehandlung gemacht, ich müsse eine genaue Diagnose erstellen usw. Übrigens alles von Nicht-Imkern.
Ich fühlte mich ziemlich genervt: generell reagiere ich schnell ungehalten auf Rat-Schläge. Außerdem finde ich diese Hättest-du-nicht-Sätze so überflüssig. Wahrscheinlich nervt mich das deshalb besonders, weil ich auch sehr schnell mit Rat-Schlägen bin. Wenn ich drüber nachdenke, ist ungebetener Rat ziemlich respektlos: ich weiß, was für dich gut/richtig ist! Ich weiß, was du falsch gemacht hast!
Wie gesagt: ich mache das auch oft genug. Es scheint erheblich schwerer zu sein, einem anderen Menschen einfach nur zuzuhören und ihm/ihr die eigene Wahrheit und Erfahrung zuzugestehen.
Jedenfalls will ich mich darin üben.
Ich war in den letzten Tagen ganz fleißig, habe gehackt und gesät und bin erstaunlich schnell vorangekommen. Meine workalholische Neigung hat mich in den letzten Wochen beschäftigt: im letzten Jahr habe ich dermaßen viel im Garten gearbeitet, daß der Genuss und die Freude entschieden zu kurz kamen. Das soll jetzt anders werden. Ich gebe zu, das fällt mir nicht leicht. Ich bin gespannt, welche alten Glaubenssätze ich hinter diesem Zwang zur Plackerei ausfindig mache. Das harte Arbeiten hat sich aber auch ausgezahlt: ich kann dieses Jahr endlich auf das anstrengende Umgraben verzichten. Die gründliche Bodenbearbeitung und regelmäßige Kompostgaben haben dazu geführt, daß ich gemütlich mit dem Krail arbeiten kann und nicht mehr das organische Gefüge der Erdschichten durcheinander bringe.
Während ich mit einer Schale Milchkaffee draußen saß, sprühte ein Trecker mit gewaltigen Auslegern das Feld hinter dem Garten mit dicken Giftschwaden ein. Ich weiß schon, warum ich mein Gemüse fernab von der Grenze zum Feld anbaue.
Ostara-2013-016

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