Samstag, 6. April 2013

Winter-Sterben

Ostara-2013-013
Ich kann am warmen Ofen sitzen, während draußen der eisige Nordostwind pfeift. Das tut er nun seit Wochen, ganz ungewöhnlich für unsere Breiten. Aber das Wetter ist schon lange nicht mehr gewöhnlich.
Das zweite Bienenvolk ist nun auch tot. Es hat den neuen Wintereinbruch Anfang März nicht überlebt. Zu kalt, um auszufliegen und Nahrung zu finden. Zuviel Schnee, der die Frühblüher am Blühen hinderte.
Auch dieses Mal hatte ich vorher ein inneres Bild von toten Bienen. Davon alarmiert legte ich ein Ohr an den Top bar hive und hörte nichts. Kein Summen, keine Biene, die herauskam, als die Sonne warm aufs Flugloch schien. Wie traurig! Ich finde die Wetterkapriolen der letzten Jahre das erste Mal richtig beunruhigend. Wie mag es den anderen Bienenvölkern gehen? Sie haben es doch schon schwer genug, zumal die politisch und ökonomisch Verantwortlichen sich konsequent weigern, auf Gifte in der Landwirtschaft zu verzichten.
Heute las ich in einer nicht mehr ganz neuen Zeitung, die ich mir zum Feueranmachen immer aus der Klinik mitnehme, daß das Königreich Bhutan jetzt seine gesamte Landwirtschaft auf Bio umstellt, weil man als buddhistisches Land wolle, daß alle Lebewesen glücklich sind, auch die Insekten und Mikroorganismen im Boden. Wow! Daß es sowas auf dieser von selbst- und fremdgefährdenden Geisteskranken beherrschten Planetin gibt!
Im letzten Jahr war Astrid im März zu Besuch. Wir bewunderten gemeinsam das blühende Zitronenbäumchen im Badezimmer, das am offenen Fenster von B.s Bienen umschwärmt wurde.
In diesem Jahr fängt das Bäumchen jetzt erst an, ganz vorsichtig kleine Knospen auszutreiben. Und im Garten schmilzt der Schnee nur sehr, sehr langsam.
Und dann höre ich im Radio neue Berichte über Vergewaltigungen in Brasilien und erinnere mich an den Vortrag von Merabhakti beim Frauenkongress 2011: sie stellte einen Zusammenhang her zwischen der Art und Weise, wie Frauen behandelt werden und den Dürren, Naturkatastrophen und Hungersnöten.
Indigene Völker haben die Erde als Mutter gesehen: vielleicht ist sie, die ewig Gebende, jetzt ausgebrannt. Vielleicht will sie nicht mehr. Ich weiß es nicht.
Ich denke darüber nach, wie es mit mir und den Bienen weitergehen soll. Die dunkle Biene (Mellifera mellifera), die früher hier zu Hause war, die an unsere klimatischen Bedingungen angepasst war, wurde ja von Imkern verdrängt, weil sie nicht so reichlich Honig einbrachte und sich im Gegensatz zur aus dem Süden stammenden Mellifera carnica gegen menschliche Eingriffe zur Wehr setzte. Es gibt sie aber noch in Polen und einige wesensgemäße Imker setzen sich dafür ein, sie hier wieder heimisch zu machen. Auch ich habe Interesse daran, vielleicht kommt sie ja auch mit der Varroa klar. Ich könnte mir ein Volk schicken lassen. Aber das wäre ein Ableger mit zugesetzter Königin, die gar nicht mit diesem Volk verwandt ist. Und die Idee, Bienen per Post zu schicken, finde ich sehr unsympathisch. Beides kann kein guter Start für ein robustes Bienenvolk sein.
Ostara-2013-010

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