Mittwoch, 13. Februar 2013

Weise Frauen

Lichtmess-2013-021
Ich lese zur Zeit gerade Die Vernichtung der weisen Frauen von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger. Das ist ein Klassiker der Hexenliteratur aus den 80er Jahren. Die beiden weisen sehr schlüssig und mit vielen Quellenangaben nach, daß die Hexenprozesse, die zur Auslöschung von unglaublich vielen Frauen und einigen Männern in Europa führten, eine Maßnahme war, um an Arbeitskräfte zu kommen.
Zunächst hatte die Pest im 14. Jahrhundert ein Viertel der europäischen Bevölkerung dahingerafft, das Weitere erledigten klimatisch bedingte Missernten. Die Kirchen waren damals die größten Landeigner, sie hatten wesentlich mehr Grundbesitz als die Fürsten. Und sie brauchten Arbeitskräfte, die ihre Felder bewirtschafteten.
Damals war es nicht üblich, viele Kinder zu bekommen. Wie heute noch die Stammesgesellschaften, hatte die Bevölkerung durch ihre weisen Frauen, die Vertreterinnen der Volksmedizin, Möglichkeiten der Empfängnisverhütung und des Schwangerschaftsabbruchs.
Nun wurden diese in einem gigantischen Ausmaß gefoltert und verbrannt: teilweise gab es in den Dörfern keine Frauen mehr. Frauen wurden gezwungen, Kinder zu gebären. Der Staat arbeitete natürlich mit den Kirchen zusammen. Falls jetzt mal wieder das Argument kommen sollte, nur die katholische Kirche habe diese jahrhundertelange Massaker angerichtet: Sogar Martin Luther hat sich für das Verbrennen von Hexen ausgesprochen! Und es gibt genug Belege dafür, daß die Protestanten fleißig mit vernichtet haben.
In dieser Zeit nahm übrigens die Kontrolle menschlicher Sexualität ihren Anfang: jede Liebespraxis, die nicht der Zeugung von Kindern diente, wurde verfolgt und mit dem Tode bestraft. In diese Zeit fällt auch der Beginn der Medizin, wie wir sie kennen. Heilen durften nur noch die Ärzte, also die staatlich lizensierten, denen künftig auch die Hebammen unterstellt waren.
Die Folgen dieser Entwicklung sind für uns das Normale: hierzulande darf nur noch derjenige einen Heilberuf ausüben, der eine staatliche Anerkennung als Arzt oder Heilpraktiker hat. Und beide Berufsgruppen durchlaufen eine Ausbildung, in der kein Platz für Intuition und die Wahrnehmung des Lebendigen ist. Stattdessen wird der Glauben an Laborwerte, diagnostische Maschinen und Chemikalien vermittelt.
Gleichzeitig sind Menschen in zwei Klassen unterteilt: die Patienten, die keine Ahnung haben, was mit ihnen los ist und was sie brauchen und die Kaste der "Heiler", die die wahren Experten sind.
Die meisten von uns haben dieses Denken so internalisiert, daß ihnen der Verlust ihrer Eigenmacht und Selbstverantwortung richtig erscheint.
Ja, natürlich werde ich mit einem Knochenbruch zum Arzt gehen. Ansonsten habe ich im Laufe der Jahre immer mehr gelernt, den Signalen meines Körpers zu folgen, seine Selbstheilungskräften und meinen grünen Pflanzenverbündeten zu vertrauen.
Und in Angelegenheiten, wo ich Hilfe brauchte, habe ich sie sehr häufig von denen bekommen, die keine Lizenz zum Heilen hatten und eine wohltuende Distanz zu diagnostischen Methoden hatten.
Lichtmess-2013-011

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