Beerdigung

Vor zwei Tagen wurde mein Vater beerdigt. Ein paar Impressionen: ein Sonnenstrahl kam aus dem grauen Sturmhimmel, als wir aus der Kapelle ins Freie traten und den Sargträgern folgten.
Die Rosenblütenblätter, die ich in das Grab fallen ließ, rieselten so leicht und heiter wie Konfetti auf den Sarg, daß ich nach dem Defilee der Trauergäste noch einmal zurückging und noch ein paar Hände voll herabwarf.
Ich war überrascht und erfreut, wieviele Menschen zur Beerdigung kamen. Mein Vater hat seine langjährigen Freundschaften zu Männern und Frauen offensichtlich gut gepflegt. Einige seiner ehemaligen Studenten und Schülerinnen waren da und erzählten, wieviel sie ihm zu verdanken hätten.
Es gab herzliche und offene Begegnungen. Alles in allem war es ein schöner und runder Tag.
Am Abend quetschten wir uns zu fünft auf das Sofa von Katharina und Martin (mein Sohn und sein alter Freund J. waren auch dabei) und sahen uns den alten Spaghetti-Western Django an. Das hatte ich mir gewünscht, nachdem wir vor einer Woche Django unchained von Quentin Tarantino gesehen hatten, der sich ja auf den Ur-Django bezieht. In den 70er Jahren habe ich wahrscheinlich jeden Italo-Western gesehen, weil mein damaliger Mann dieses Genre liebte. Ich selbst fand diese Filme damals vor allem frauenfeindlich und konnte ihre subversive und humorvolle Seite nicht verstehen. Ich finde zwar immer noch, daß in Django die Frauen eine sehr reduzierte Rolle spielen (Prostituierte oder Opfer, in der Regel aber beides gleichzeitig), aber ich habe wohl mittlerweile mehr Humor. Vor 35 Jahren fand ich Franco Nero mit seinen leuchtendblauen Augen und der schlanken Gestalt den schönsten Mann der Welt. Wegen ihm habe ich mir damals auch die Mafia-Filme von Damiano Damiani angesehen. Auch heute, mit über 70, sieht er immer noch ziemlich attraktiv aus. Und ganz zauberhaft finde ich seine jahrzehntelange Liebesgeschichte mit Vanessa Redgrave: die beiden haben auf ihre alten Tage sogar noch geheiratet.
Wahrscheinlich hat meine Tochter doch Recht, wenn sie mir einen Hang zum Romantischen zuschreibt. Ich habe das bisher ja immer weit von mir gewiesen.

Marie-Luise - 2. Feb, 23:16