Weltuntergang

Heute auf dem Markt wurde über Weltuntergangsparties geredet, die morgen irgendwo stattfinden sollen. Wir haben herzlich gelacht.
Meine persönliche Weltuntergangsparty findet morgen in Gestalt eines Wintersonnenwendfestes statt.
Die vielfältigen Vorstellungen über den 21.12.2012 sind schon spannend. Einige meinen, daß an diesem Datum der Strahl der Erleuchtung die Menschheit treffen und dann alles anders im Sinne von gut werde. Einige glauben, daß die Bösen bestraft und die Guten, zu denen sie sich natürlich zählen, belohnt werden. Es gibt umfangreiche Literatur, wie man sich auf dieses Datum vorbereiten kann. Die Elitären behaupten, daß Menschen, die schon viel Bewusstseinsarbeit gemacht haben, auf sanfte Art transformiert werden, während die "Unbewussten" arg geschüttelt und gebeutelt werden. Undsoweiterundsofort.
Ich glaube, daß das Leben weitergeht. Ich glaube allerdings auch, daß wir in einer Zeit leben, in der viel Veränderung geschieht, auch und gerade auf der Ebene der Einstellungen. Es werden alte Gewohnheiten überprüft, alte Sicherheiten als untauglich erkannt, alte Illusionen enthüllt. Ich sehe z.B. bei vielen Menschen eine zunehmende Desillusionierung in Bezug auf Berufspolitiker, Staat und die ganzen Konstrukte, die uns beherrschen. Die bringen es einfach nicht, ist die lapidare Erkenntnis. Es gibt keine FührerInnen, die uns ins gelobte Land führen, Göttin sei Dank. Gerade wir Deutschen haben ja einschlägige Erfahrungen mit Führern. Immer häufiger scheinen Menschen zu erkennen: wenn wir Veränderung wollen, müssen wir sie selber machen und es tut gut zusammenzuarbeiten.
Mein eigenes Thema ist nach wie vor Vertrauen in den Fluss des Lebens. Dabei wechsele ich höchst unbequem zwischen extremer Anspannung und Entspannung. Dinge laufen nicht so, wie ich sie geplant habe. Am Montag habe ich in der Apotheke das Oxalsäurepräparat für die Winterbehandlung der Bienen bestellt. Heute, vier Tage später, ist es immer noch nicht da. Morgen ist die letzte Chance, die Behandlung durchzuführen, weil die Temperaturen danach zu niedrig sein werden und die Behandlung nur in der brutfreien Zeit stattfinden darf. Heute Abend war ich maximal angespannt. Was konnte ich tun? Ich versuchte H., meinen Imkerlehrer zu erreichen in der Hoffnung, daß ich heute Abend einen Ausflug nach Neumünster machen und mir bei ihm etwas von diesem Präparat abholen könne. Seine Frau versprach baldigen Rückruf, der aber nicht kam. In meiner Vorstellung sah ich die Bienen völlig verkrüppelt durch die Varroen. Es fühlte sich grässlich an. Ich war den ganzen Tag unterwegs gewesen, hatte alle Besorgungen für die nächsten Tage gemacht, wollte noch das morgige Fest vorbereiten und eine Suppe kochen. Und eigentlich wollte ich nur noch meine Ruhe und fünfzehn Stunden schlafen und gar kein Fest mehr.
Und dann kam die Rettung in Form der Idee, noch mal im Internet nach Alternativen zu dem bestellten Oxalsäurepräparat zu forschen. Ich wurde fündig, rief kurz vor Ladenschluss den Apotheker an und erfuhr, daß er alle Zutaten hat, um mir das begehrte Mittel zusammenzumixen. Auch wenn ich mich wiederholen sollte: das Internet ist die genialste Erfindung der letzten fünfzig Jahre (mindestens)!
Dann sagte ich Yoga für heute Abend ab. Ich liebe Yoga und es tut mir ausgesprochen gut. Aber nach der Absage entspannte ich mich sofort, machte die Hausarbeit und kochte Suppe, begleitet von inspirierender Musik und unterbrochen durch ein paar Tänzchen.
So übe ich mich weiter darin, die Widerstände gegen den Fluss des Lebens abzulegen.
Übrigens rief H. schließlich doch noch an. Auf ihn ist Verlass, wie schön.
Ich wünsche euch allen eine wohlige Mittwinterzeit und wilde Raunächte.

Marie-Luise - 20. Dez, 21:52