Donnerstag, 30. August 2012

Frauenbewegung

Schnitterin-2012-097
Bohnen zum Essen und zum Aussäen aus meinem Garten

Hallo Stefan, danke für den Tipp mit den Laufenten. Ich hatte jahrelang welche, und es stimmt: es gab keine einzige Schnecke in meinem damaligen Garten. Dennoch möchte ich keine mehr haben: ich kann sie hier nicht artgerecht halten, da ich keinen Teich habe.

Vor einigen Tagen entdeckte ich auf YouTube ein Video, in dem sich Detlef Schönenberg mit Dagmar Neubronner unterhält. Detlef hat mich Anfang der 90er Jahre als Therapeut während meiner Körpertherapieausbildung begleitet. Ich fand ihn damals sehr klar und bin für seine Unterstützung beim Meistern meiner damaligen Lebensstromschnellen nach wie vor dankbar.
Um so mehr haben mich seine Äußerungen in dem Video befremdet: er bedauert den Zerfall der Familie, die er als Keimzelle der Kultur begreift und sieht als Verursacherin die Frauenbewegung. Und die wiederum wäre vom CIA angezettelt worden, weil man mit der Gleichstellung der Frauen ja dann auch von denen noch Steuern einnehmen könne.
Hallo? Das ist ja eine ganz abgefahrene Hypothese!
An anderer Stelle äußert er seinen großen Respekt für die Frauen, die nach dem Krieg das Land wieder aufgebaut haben und wieviel Verehrung er überhaupt für Frauen hat.
Offensichtlich hat er nicht mitbekommen, daß besagte Trümmerfrauen von dem Moment an, als ihre Männer aus dem Krieg nach Hause kamen, wieder in ihren jahrhundertealten Status als Besitz eben dieser Männer zurückfielen. Ich hab's an anderer Stelle in diesem Blog schon mehrfach dargestellt, daß wir Frauen bis in die 70er Jahre eigenes Geld nur verdienen konnten, wenn unsere Ehemänner ihre Erlaubnis dazu gaben und daß wir deutlich weniger Rechte hatten als Männer. Wenn eine Frau überhaupt den Mut hatte, eine erlittene Vergewaltigung anzuzeigen, wurde in der Regel ihr die Schuld gegeben, weil sie in den Augen der Richter irgendwas getan hatte, das den Mann animierte. Alles in allem waren Frauen Menschen zweiter Klasse: es wurde ihnen die Intelligenz, die Kraft und die Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen abgesprochen. Ich könnte Seiten füllen mit Beispielen für unerträgliche Glaubenssätze über Frauen, aber ich spar's mir ein, sonst kommt mir die Wut wieder hoch. Nur soviel: ich hab es erlebt, wie es war. Daß ich Feministin geworden bin liegt nicht am CIA. Ich bin mir sicher, daß Frauen wie Simone de Beauvoir, Alice Schwarzer, Luisa Muraro und Helke Sander (das war die, die Hans-Jürgen Krahl vom SDS eine Tomate an den Kopf warf, weil sie es leid war, daß die sozialistischen Genossen zwar das Proletariat befreien wollten, aber Frauen weiterhin wie Sklavinnen behandelten) komplett aus eigenem Antrieb handelten.
Daß es eine Frauenbewegung gab - und es war ja keineswegs die erste - lag schlicht und einfach an den empörenden Verhältnissen, die gerade nach dem Krieg besonders deutlich wurden.
Die Frauenbewegung erreichte, daß Frauen endlich ihr eigenes Geld verdienen konnten und nicht mehr lebenslänglich in Abhängigkeit von ihrem Mann lebten. Die Frauenbewegung brachte endlich mehr Freiwilligkeit in die Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Sie musste kommen, die Zeit war einfach reif.
Und wir sind noch nicht am Ende: daß Frauen und Männer für ihr finanzielles Auskommen ganztags arbeiten müssen und die Kinder schon frühzeitig in Krippen sollen, finde ich ganz schlecht.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Kinder und eine 40 Stunden-Woche sind entschieden zuviel.
Ich verstehe, daß die Frauenbewegung gerade bei Männern meiner und auch Detlefs Generation viel Irritation hinterlassen hat: plötzlich wurden ihre jahrhundertealten Privilegien gekippt. Plötzlich galten ihre alten Glaubenssätze über das Weibliche nicht mehr. Plötzlich waren sie gefordert, ihren Dreck selbst wegzumachen und sich an der Familenarbeit zu beteiligen.
Ja, die Familie in ihrer alten Form ist brüchig geworden. Es wird etwas Neues entstehen. Ich bin neugierig darauf. Und ich würde gern Männer kennenlernen, die bereit sind, daran mitzuwirken, statt den alten, gar nicht so guten Zeiten hinterher zu jammern.
Schnitterin-2012-103
Eine Ringelnatter hat mir ihre Haut geschenkt

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