Vögel

Ich denke noch mit Sehnsucht an die Alpen.
Gestern hörte ich ein Rascheln im Kamin, während ich meine morgendlichen Übungen machte. Es klang wie ein Vogel, der in den Schornstein geraten war.
Im Kaminofen waren die Aschereste ganz durcheinander gewirbelt, und es fand sich etwas Vogelkacke. Ich schraubte die Klappe am Ofenrohr auf: da war nur Ruß. Dann öffnete ich die Klappe am Kamin (wie dankbar bin ich für meinen gut sortierten Werkzeugkasten!). Da saß ein kleiner Vogel. ich konnte ihn in die Hand nehmen und sein winziges Herz wild klopfen fühlen. Vor der Haustür öffnete ich die Hand: ein rußschwarzer Spatz flog in den Himmel.
Als ich die Klappe wieder schließen wollte, entdeckte ich einen zweiten Spatz, der zu entkommen versuchte. Er flog gegen die weiße Zimmerdecke und hinterließ dort Rußabdrücke, dann flüchtete er unter ein Regal. Schließlich fand er das geöffnete Fenster.
Ich war so froh, daß ich die beiden befreien konnte.
Den ganzen Tag saß ein großer Schwarm Stare auf der Fichte im Garten und hoch oben in der Birke von meinen Nachbarn. Sie plauderten und schwatzten, daß es eine Wonne war. So ein Lärm und soviel mitzuteilen!
Im Schuppen saß ein gerade flügge gewordenes Schwalbenkind und sah mich an. Es ließ mich ganz nah heran kommen und zeigte kein bisschen Furcht. Wann fangen Tiere an, Angst vor Menschen zu haben? Ich nehme an, sie lernen es von ihren Eltern.

Marie-Luise - 27. Aug, 22:47