Öffnung

Nachdem ich eine Woche lang gewartet habe, um eine neue Speicherkarte bei Aldi zu erstehen, um dann festzustellen, daß die mit meiner Kamera nicht kompatibel ist, habe ich meine alte Karte neu formatiert. Das hat's gebracht. So einfach! Warum nicht gleich so!

In der letzten Zeit spüre ich das Bedürfnis, mein in ruhigen geordneten Bahnen verlaufendes Leben für Spontanes, besonders für Menschen zu öffnen. Diesen Wunsch habe ich also den vier Windinnen mitgeteilt, und plötzlich geschehen unvorhergesehene Dinge, die meinen durchgeplanten Alltag durcheinander bringen.
Zum Beispiel: gestern standen plötzlich M. und T. mit ihrer kleinen Tochter vor der Tür. Eigentlich wollten sie zu meiner Nachbarin S., aber die war nicht zu Hause. Ich werkelte wie eine Wilde im Garten herum, um Platz für neue Pflanzen zu schaffen, da hörte ich M. meine Namen rufen.
Und so ließ ich die Sense fallen und kochte Kaffee. Wir haben draußen in der Sonne gesessen, uns gut unterhalten und Spaß an der kleinen T. gehabt: sie kann gerade laufen und spazierte nackt über den harten Kies, spielte mit den leeren Blumentöpfen, rührte mit einem Holzstöckchen darin herum, planschte in der Bütt mit dem Regenwasser und hatte soviel Spaß. Wie oft habe ich Kinder erlebt, die ständig neues Spielzeug gekauft bekommen, möglichst noch "pädagogisch wertvolles", und nur rumquengeln und sich langweilen. Die kleine T. hat entspannte Eltern, die auch nicht in Hysterie ausbrachen, als das Kind sich in Windeseile dem Haufen Schwalbenscheiße auf der Holzkiste unter dem Dach näherte (ich kratze die zum Ende der Schwalbensaison ab und gebe sie auf den Kompost). Und geimpft wird die Kleine auch nicht, erfuhr ich gleich. Sie hat also gute Chancen, ein robustes und gesundes Kind zu sein.
Noch etwas fiel mir gestern auf: ich bin dabei, mein Männerbild zu revidieren. Das geschieht schon seit einiger Zeit. Ich bin sehr erfreut, immer häufiger Männer zu sehen, die sich für ihren Nachwuchs interessieren, sich dafür verantwortlich fühlen, fürsorglich und zärtlich sind, nicht vor Füttern und Windelwechseln zurückschrecken und - da ist mir das Herz ganz weit aufgegangen - ihren Frauen Freiräume ohne Kinder zu ermöglichen. Die haben mir als junger Mutter so gefehlt.
Es war schön mit den Dreien.

Marie-Luise - 23. Jun, 22:13