noch mal Fluidum

Heute genehmigte ich mir nach meinem Marktgang bei superhellem Sonnenschein einen Milchkaffee in der Tragbar in Kiel und las dazu im Spiegel ein Interview mit Daniel Cohn-Bendit, das mir sehr gefallen hat. Er reflektiert sich selbst ziemlich ehrlich, sagt so herzerfrischende Sachen wie, daß es gut wäre, kein alter Vater zu sein, damit man noch Fußball mit den Sprösslingen spielen kann, und erzählt über das 68er-Ding von der "freien Liebe" und wie es für ihn damit vorbei gewesen sei, als er "in den tiefen Brunnen der Liebe" gefallen sei. Ich finde das eine sehr zutreffende und herzerwärmende Metapher.
Auch in der letzten Oya ging es um freie Liebe. Ich weiß nicht, was Liebe sonst sein soll wenn nicht frei. Aber mit freier Liebe ist ja gemeint, daß eineR es mit verschiedenen Menschen treiben kann ohne die ganzen Eifersuchtsdramen.
Es gibt Menschen, die das hinkriegen. Ich gehöre nicht dazu. Ohnehin habe ich mich zwar oft in meinem Leben verliebt, aber in den tiefen Brunnen der Liebe bin ich nur einige Male gefallen. Und das war für mich total, dann ging es nur mit diesem einen Menschen. Dann gab es kein ernsthaftes Bedürfnis nach anderen sexuellen Abenteuern. Selbst wenn mal die Lust auf einen anderen aufflackerte, war es nie wirklich wichtig, dem nachzugeben. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, daß Sex umso besser wird, je mehr zwei Seelen sich einander geöffnet und zwei Körper sich aneinander gewöhnt haben.

Marie-Luise - 5. Apr, 21:56