Wiedersehen

Gestern Abend bin ich von meiner Reise nach Münster zurückgekommen. Ein volles Programm für drei Tage, die Nachtwache noch in den Knochen, und heute ging es zum Näh-Workshop in Kiel (www.stoff-atelier.com). Morgen schlafe ich aus, endlich!
In Münster waren die ersten Anzeichen von Karneval zu sehen, und ich dachte mit etwas Wehmut an meine vergangenen Weiberfastnachterlebnisse in der Uni-Nervenklinik und auf der Straße.
Am Donnerstag besuchte ich C., eine alte Freundin aus meiner Münster-Zeit. Wir haben uns dreizehn Jahre nicht gesehen, und das lag an mir. Ich bin nämlich damals einem meiner unrühmlichen Impulse gefolgt, ihr brieflich mitzuteilen, was mir an ihr nicht passte. Das war ziemlich selbstgerecht und gar nicht freundschaftlich und hatte verständlicherweise jahrelange Funkstille zur Folge.
Im Zuge meiner Wiedergutmachungs-Bestrebungen habe ich ihr letztes Jahr wieder einen Brief geschrieben, und wider Erwarten hat sie mir geantwortet.
"Was bin ich aufgeregt", rief sie bei der Begrüßung im Hausflur. Ich war es mindestens genau so, und lachend fielen wir uns in die Arme.
Und dann war alles ganz leicht: es gab eine Wohnungsbesichtigung - C. wohnt mit ihrem Freund in einer wunderschönen Altbauwohnung im Kreuzviertel - dann Frühstück und viel zu erzählen. C. macht immer noch Musik, näht sich ihre Kleidung und hat ein Händchen fürs Wohnungeinrichten. Typisch Waage eben.
Nach vier Stunden mußte sie zur Arbeit, und ich fuhr ganz beglückt von diesem Treffen zu meinen Eltern.
C. findet, daß ich meinem Blog sehr persönliche Sachen veröffentliche. Das ist ja schon öfter Thema gewesen. Ich habe auch schon mal was dazu geschrieben.
Ich möchte das Keine-Geheimnisse-haben doch nicht zum Prinzip machen. Es gibt durchaus einiges, was ich hier nicht veröffentliche. Daß Dinge, die ich erzähle, im Blog oder mündlich, rumgehen, habe ich während der Trennungszeit von J. erfahren, als die Arzthelferin meines Zahnarztes schon bestens Bescheid wußte. Ich fiel damals aus allen Wolken, weil ich zunächst nicht ahnen konnte, wer ihr meine Trennungsabsichten gesteckt hatte. Selber schuld: wenn ich nicht will, daß andere etwas erfahren, muss ich die Klappe halten. Wenn ich meine Geheimnisse nicht bewahre, kann ich es von anderen auch nicht erwarten. Wenn es um Menschen in meinem Umkreis geht, versuche ich sie zu schützen. Ich weiß aber, daß ich das eine oder andere Mal zu weit gegangen bin und zuviel über andere erzählt habe - aus meiner heutigen Sicht.
Was mich selbst betrifft: ich teile mich gern mit, und dazu gehören auch die nicht so rühmlichen Sachen. Wer das peinlich oder verwerflich findet, muss mein Blog nicht lesen. Es scheint aber einige LeserInnen zu geben, die Interesse an meinen Mitteilungen haben und sich gelegentlich dadurch inspiriert fühlen. Darüber freue ich mich. Ist es nicht normal und schön, daß wir Menschen uns gern austauschen? Und machen wir nicht alle ähnliche Fehler und erleben Peinliches? Im Nachhinein kann eineR doch meisten lauthals darüber lachen.
Das machten C. und ich übrigens ausgiebig bei unserem Treffen.
Wer sich für die Musik von C. und ihrem Freund interessiert, kann hier schauen: www.shuccalalla.de.
Und auf YouTube gibt es auch ein paar Videos von den beiden.

Marie-Luise - 18. Feb, 19:45