Montag, 6. Februar 2012

Sibirische Kälte

Lichtmess-2012-015
Bei klirrender Kälte haben wir am Samstag im Wald unser Lichtmess-Ritual gefeiert, vom zunehmenden Mond und den Sternen beschienen, begleitet vom Murmeln des Baches und den Rufen einer Stockente.
Wenn ich nachts im Schlafzimmer das Fenster einen Spalt öffne, muss ich die Pflanzen von der Fensterbank nehmen, damit sie nicht erfrieren. Morgens ist Eis an der Innenseite des Fensters. Das Thermometer zeigte heute um sieben Uhr morgens -17°C.
Vor einigen Tagen sind Katharina und ich noch einmal mit dem Schlitten losgezogen und hatten viel Spaß dabei.
Ich finde den späten Wintereinbruch faszinierend: vor einigen Wochen hörten wir im Radio einen Wetterexperten, der erklärte, daß wir keinen kalten Winter mehr bekommen würden, weil es im letzen Jahr keinen El Nino gegeben hätte. Da sieht eineR wieder mal, daß das Wetter nicht wirklich vorhersehbar ist, daß es nur Wahrscheinlichkeiten, keine Sicherheiten gibt.
Mir gefällt das sehr: das Chaotische, die unverhofften Wendungen, die Unwägbarkeiten. Ist das nicht in allen Bereichen so?
In dem halben Jahrhundert, das ich in diesem Körper lebe, habe ich so oft erlebt, daß Dinge nicht so ausgehen, wie sie prognostiziert wurden. Mein eigenes Leben ist bisher völlig anders verlaufen, als ich mir jemals vorgestellt habe. Und ich kann nur sagen: gut so, sonst wäre ich jetzt zum Beispiel Berufsrevolutionärin.
Wer hat in der Zeit vor 1989 damit gerechnet, daß es irgendwann keine Sowjetunion und keine DDR mehr geben würde?
Die uranischen Kräfte, die in der Lichtmesszeit besonders stark wirken, sorgen immer wieder für Überraschungen. Kein Wunder, daß in diese Zeit auch Karneval fällt, für den der protestantische Norden ja leider gar nichts übrig hat.
Ich glaube, daß es gut und gesund ist, dem Ver-rückten, Chaotischen, dem Wechsel von Rollen, Geschlecht, Temperament einen Zeit-Raum zu geben. Es ist ja sowieso da, durchbricht unsere Routinen, zerstört unsere sorgfältigen Planungen, schert sich nicht um unser Wertesystem.
Da fällt mir wieder mein Opa ein, der vor langer Zeit an Weiberfastnacht zu einer Beerdigung nach Nordrhein-Westfalen fuhr, mit Kranz und schwarzem Anzug. Er bekam auf seiner Reise von einer Horde wilder Weiber seine feine silbergraue Krawatte abgeschnitten. Er fand das nicht lustig, aber ich kann mich darüber immer noch schief und scheckig lachen.
Lichtmess-2012-009

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