Samstag, 13. August 2011

Nicht-Wissen

Schnitterin-2011-027
Beim heutigen Imkerkurs erlebten wir endlich auch eine weibliche Referentin. Die gefiel mir sehr gut. Noch mehr und noch konsequenter als die Männer, die ich bisher erlebt habe, stellte sie Fragen: Was heißt denn wesensgemäßes Imkern? Wissen wir überhaupt, was das Wesen der Bienen ist?
Allein wie sie sich den Bienen näherte! Sie hob nicht den Deckel der Bienenbeute an und pustete Rauch aus dem Smoker ins Volk, sondern sie kündigte auf dem Weg schon ihr Kommen an. Nur wenn ein Volk sehr unruhig wäre, würde sie Rauch einsetzen. Ihre rücksichtsvolle Art den Bienen gegenüber, ihr Eingeständnis, daß wir nicht viel wissen, daß wir immer nur Lernende sein können, auch ihre kritischen Gedanken über das Einfüttern der Bienen mit Zucker (sie benutzt wie alle Demeter-Imker Bio-Zucker, hat aber Zweifel, ob es für die Gesundheit dieser lichthaften Tiere, die sich sonst nur von Blüten ernähren, förderlich ist, mit dem Extrakt aus einer Erdfrucht gefüttert zu werden) - all das hat mich beeindruckt. Sie hat mir erlaubt, daß ich sie anrufen kann, wenn ich nächstes Jahr einen Rat brauche.
Ja, es gibt soviele Fragen: Wie kann man z.B. eine Bienenbehausung bauen, in die ein Schwarm auch freiwillig einziehen würde? Denn bisher ist ja die Wahrscheinlichkeit, daß ein Volk freiwillig in eine der bereitgestellten Beuten geht, gleich Null. Schwärme gehen in hohle Bäume und alte Kirchtürme, und da sterben sie dann an der Varroa-Milbe.
Auch die Varroa-Milbe ist ein Mysterium: in Asien, wo sie herkommt, können die dortigen Bienen damit umgehen wie wir mit Mücken. Aber hier in Europa können sie das nicht. Dabei macht es eigentlich gar keinen Sinn, daß ein sogenannter Parasit seine Wirtinnen ausrottet, weil er sich damit ja selbst den Garaus macht.
Mehr denn je gehe ich mit dieser Haltung des Nicht-Wissens durch mein Leben. Und jede Wahrheit, die irgendwann mal gefunden wurde, relativiert sich irgendwann wieder. Das gilt auch und ganz besonders für die Naturwissenschaften und noch mehr für den Bereich des Heilens.
Wobei sich gerade erst kürzlich bestätigt hat, was ich schon oft erfahren habe: Heilung erfordert eine Art von Beziehung, einen wechselseitigen Fluss zwischen Heilender oder Heilendem und der/dem Kranken.
Die Rolfing-Behandlung, die ich mir wegen meiner tauben Arme und Hände auf Empfehlung des englischen Bodyworkers in Shanghai genehmigt habe, hat ihr Ziel verfehlt. Woran das liegt, weiß ich nicht. Der Mann, bei dem ich seit einem halben Jahr in zweiwöchigem Abstand Sitzungen genommen habe, kann sein Handwerk ganz sicher gut. Ich kann ihm nichts vorwerfen, und er hat sich immer sehr korrekt verhalten, aber schon in der ersten Sitzung habe ich gemerkt, daß ich mich nicht ganz wohl mit ihm fühlte. Ich lerne daraus, daß ich noch konsequenter meinem ersten Eindruck trauen werde.
Wobei ich ihm doch eines zu verdanken habe: mein Hohlkreuz als normal zu nehmen statt als Fehlhaltung. Als ich orientalischen Tanz gelernt habe, hat meine damalige Lehrerin darauf bestanden, daß ich meinen Hintern einziehe, und jedes Mal habe ich dabei Atembeschwerden bekommen. Sie sagte, daß eine Frau mit betontem Hinterteil in Ägypten für eine Prostituierte gehalten würde. Da kann ich nur sagen: erstens wird es Zeit, daß Prostitution als normaler Beruf wie andere auch angesehen wird, zweitens ist mir der afrikanische Tanz lieber, weil der Hintern da sehr gern und lustvoll eingesetzt wird.
Tolle Assoziationskette: von den Bienen zum Hintern. Grins!

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