Montag, 6. Juni 2011

Dilemma

Walpurgis-2011-166
Heute Morgen auf dem Heimweg hörte ich in den Nachrichten, daß Strauss-Kahn heute in USA seinen ersten Gerichtstermin hatte. Eigentlich möchte ich mich mit diesen peinlichen Gestalten - Schwarzenegger, Berlusconi und wie sie alle heißen - gar nicht befassen. Aber jetzt tu ich's doch, weil es mich mal wieder umtreibt. Sexualisierte Gewalt - ich habe sie noch nie begreifen können. Aber sie ist ein Bestandteil unserer "Kultur" (Ja, es gibt Kulturen, die keine Übergriffe auf Frauen kennen, also scheinen sie nichts Natur-Gegebenes zu sein). Die Beschreibung von S-Ks Verhalten gegenüber der Hotelangestellten hat Erinnerungen in mir wachgerufen: ungefähr mit zehn Jahren wurde ich von meinen Eltern darüber aufgeklärt, was Frausein bedeutet. Von einem Tag auf den anderen fühlte sich mein Leben sehr eng an. Ich habe gelernt, daß ich von dem Moment an, wo ich sichtbar einen weiblichen Körper bekam, stark gefährdet war - durch Männer. Gleichzeitig begannen damals gerade Männer zum Ziel meiner Träume zu werden. Wenig später erlebte ich den ersten Übergriff: eine Gruppe von Jungen hielt mich auf dem Weg zum Turnen fest, befummelte mich ausgiebig und gab ziemlich verächtliche Kommentare von sich. Von dem Moment an war die Unbefangenheit meiner Kindheit gestorben.
Das Dilemma, in das ich damals geriet, ist auch heute noch ein Thema für mich. Auch wenn ich im Laufe meines Lebens gelernt habe, mich gegen Übergriffe zu schützen, besteht ein Problem weiter: wie kann Vertrauen zum männlichen Geschlecht möglich sein (und das ist in meinen Augen unabdingbare Voraussetzung für ein entspanntes Verhältnis und erfreuliche sexuelle Begegnungen), wenn frau immer noch nicht sicher ist vor sexualisierten Übergriffen?
Ja, ich weiß, daß es viele Männer gibt, die nicht übergriffig sind, aber da jede mir bekannte Frau mehr oder minder gravierende Grenzüberschreitungen durch Männer erlebt hat, weiß ich auch, daß es sehr viele übergriffige Männer gibt.
Neulich hörte ich eine Frau sagen: über den Feminismus sind wir doch jetzt hinaus.
Das sehe ich anders: solange es sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen und Kindern gibt, hat der Feminismus noch eine wichtige Funktion. Denn ohne ihn wäre die Rechtsprechung noch auf dem Stand der 60er und 70er Jahre, als einer vergewaltigten Frau in der Regel die Schuld zugeschrieben wurde (sie hätte den Mann gereizt, wäre zu aufreizend angezogen gewesen, der Mann hätte keine andere Möglichkeit gehabt). Kotz!!
Walpurgis-2011-177
Heute bekam ich Besuch von S. Wir gingen durch den Wald nach Selent, um Kuchen zu kaufen. S. unterhielt sich mit zwei Eichhörnchen, und auf dem Rückweg glitt direkt vor unseren Füßen eine große Ringelnatter über den Weg. Das machte mich für den Rest des Tages glücklch.
Später saßen wir im Schatten des Holzschuppens, sahen den Damhirschen im Rapsfeld zu, spürten die Veränderungen in der Luft, als das ersehnte Gewitter herankam und endlich Regen brachte und hatten ein tiefgehendes und schönes Gespräch.

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