Freitag, 22. April 2011

Eremitin

Ostara-2011-064
Blick vom Garten in meine "Klause"

Heute Mittag hörte ich im Radio ein Interview mit der katholischen Eremitin Anna-Maria Leenen. Das war so spannend, daß ich aufschob, was ich mir sonst noch vorgenommen hatte, um es bis zum Ende hören zu können.
Was hat mich so angesprochen an dem Bericht einer katholischen Nonne in meinem Alter, die mit einigen Ziegen auf einem alten Hof im Teutoburger Wald lebt, Jesus als ihren Lebenspartner betrachtet und dieses Leben als ihre Berufung sieht?
Als Kind faszinierte mich die Lebensgeschichte von Jesus über alle Maßen. Ich ging gern zum Kindergottesdienst und liebte die christlichen Feste sehr. Das ging so bis zur Konfirmation, dann stieg ich aus: erst mit meiner Seele, dann mit siebzehn Jahren ganz offiziell aus der Kirche. Der Grund war, daß mich mit vierzehn Jahren mein Glauben an Gott verlassen hatte. Danach glaubte ich erst mal für einen langen Zeitraum an die Weltrevolution.
Aber vorher, als etwa elfjähriges Mädchen hatte ich den tiefen Wunsch, Nonne zu werden. Ich dachte ganz konkret darüber nach, wie ich zum katholischen Glauben konvertieren könnte, denn das war die Voraussetzung für die Erfüllung meines Wunsches. Mein kindlicher Geist sehnte sich danach, an etwas anzudocken, was größer war als ich selbst, meine Familie, Freundinnen und Schule. Das schien mir damals Jesus zu sein. Heute weiß ich, daß es diese Gewissheit vom Eingebettetsein in das Große Ganze war und der Wunsch, die Ruhe und den Raum zu haben, zu hören, zu sehen, zu fühlen, mit dem zu korrespondieren, was als Lebenskraft in Allem wirkt. Ich kann es nicht Gott nennen (das ist der grausame Vater, der Menschenopfer verlangt, siehe Abraham und Isaak, und diese seltsame Erbsünde aufgebracht hat), ich nenne es auch nicht Göttin, auch wenn es der Sache schon näher kommt. Sehr gut gefällt mir Hildegard von Bingens Bezeichnung Grünkraft.
Bekanntermaßen bin ich nicht Nonne geworden. Aber heute dachte ich, daß ich mir diesen kindlichen Wunsch in gewisser Weise verwirklicht habe:
Ich lebe in der Natur, habe die Stille um mich herum, die ich brauche, um mich wohl zu fühlen und meine Sinne für die Kräfte und Wesenheiten anderer Seins-Ebenen zu öffnen, ich bin allein. Allein-Sein habe ich nie als einsam sein empfunden. Allein-Sein ist für mich schon immer Lebens-Mittel gewesen. Und das schließt überhaupt nicht das Bedürfnis nach menschlicher Gesellschaft aus, auch nicht die Sehnsucht nach einem Gefährten. Es schließt allerdings Symbiose aus. Ich habe Männer gekannt, die sich genau diese Symbiose mit mir wünschten. Schon die Vorstellung macht mich unfrei. Überhaupt glaube ich, daß es nur eine gesunde Form von Symbiose gibt: die des Kindes im Mutterleib.
Zurück zu Anna-Maria Leenen: vieles in ihrer Lebensweise ist mir fremd. Warum müssen Christen das Göttliche z.B. immer in geschlossenen Gebäuden, also Kapellen und Kirchen suchen? Aber ihr Grundbedürfnis, einer großen Kraft zu dienen, das kann ich voll und ganz nachvollziehen. Ebenso die Radikalität, die vonnöten ist, um sich dieses Bedürfnis zu erfüllen.
Ostara-2011-058

zurück

Aktuelle Beiträge

Ich ziehe um
https://hollesgarten.wordp ress.com/
Marie-Luise - 10. Mär, 12:06
Immer die gleiche Geschichte
Vorletztes Wochenende war ich mit I. in Flensburg....
Marie-Luise - 9. Mär, 23:24
Kummer
Meine liebe kleine Skadi ist tot. Sie ist nur drei...
Marie-Luise - 20. Feb, 21:12
Fluss
Ich hatte mir den Sonntag frei getauscht, um zum De...
Marie-Luise - 6. Feb, 17:01
Marienkirche
Am Sonntag besuchte mich M. und ich zeigte ihr unseren...
Marie-Luise - 31. Jan, 01:35

Suche

 


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren