Geheimnisse

Mit großem Interesse verfolge ich die Berichterstattung über Wikileaks. Mir gefällt, was Julian Assange da macht: die Geheimnisse der Regierungen veröffentlichen. Da können sich Regierungsmitglieder der USA und sonstwo soviel aufregen, wie sie wollen: was er macht, ist völlig legal. Denn er klaut ja keine Unterlagen, sondern veröffentlicht nur, was ihm zugetragen wird. Die Aufregung, die jetzt von den USA wegen dieser Veröffentlichungen um die Welt schwappt, die Bemühungen einiger Kongressmitglieder, einen Straftatbestand zurecht zu zimmern, um die Auslieferung von Assange zu veranlassen, gehen in Richtung Zensur.
Aber sie zeigen auch, welche Angst die USA vor Veröffentlichungen dieser Art haben. Warum wohl? Zuviel Dreck am Stecken, was?!
Heute wurde ich gefragt, ob die Chinesen böse wären. Ich verstand die Frage nicht. Na ja, wegen Tibet und überhaupt, China ist doch eine Diktatur. Das mag ja sein, und einige Internetseiten kann man tatsächlich in China nicht aufrufen, habe ich festgestellt. Und Regierungskritiker landen wohl wirklich schnell im Knast.
Dennoch finde ich die Fragestellung westlich überheblich. Wir leben angeblich in einer Demokratie. Das Wort wird ja gern mit Volksherrschaft übersetzt (insofern eine falsche Übersetzung, weil im alten Griechenland, aus dem dieses Wort stammt, die wahlberechtigten Demen nur die freien männlichen Bürger der Polis waren, keine Frauen, keine Sklaven).
Fällt es den Demokratiefans eigentlich gar nicht auf, daß sie nichts, aber auch gar nichts zu sagen haben? Sie dürfen bei den Wahlen ein Kreuz auf einen Zettel machen. Regieren tun dann die großen Konzerne, die hinter Merkel und den anderen Marionetten stehen.

Marie-Luise - 9. Dez, 23:34