Teufelsritt

Jans hat Bäume in seinem Garten gefällt und sie mir vermacht. Nach dem Frühdienst habe ich sie abgeholt. Jetzt muß ich noch das Sägen und Spalten organisieren. Ich hoffe, daß mir einer meiner Nachbarn mit passenden Geräten weiterhelfen kann.
Sonst ist fast alle Herbstarbeit gemacht: habe einen wunderschönen Kompost aufgesetzt und mit geschenkten Kompostpräparaten vom Demeter-Hof Grebinsrade behandelt. Mal sehen, was das gibt. Die Unmassen Laub, die ich geharkt habe, konnte ich nicht alle im Kompost unterbringen, habe also einen Laub-Reisig-Haufen für Igel angelegt. Vor einigen Tagen hat der Sturm die Lammershagener Eichen und Ahörner leergefegt, also werde ich noch einmal vor meinem Abflug nach Shanghai Laub harken. Das muss dann reichen.
Vorgestern hat meine Osteopathin meine Knochen und Gelenke wieder in die richtige Position gebracht. Da hatte sich tatsächlich einiges verzogen. Kein Wunder, daß mein Knie so dick geworden ist. Jetzt kann ich wieder ohne Probleme die Yoga-Übungen im Knien machen.
Während ich in der Küche einen Stollenteig vorbereitete, ließ die Feuersirene vom Gut ihren unheimlichen Klang hören. Wenige Minuten später kamen zwei Löschzüge und noch weitere Fahrzeuge mit blinkenden blauen Lichtern vorgefahren. Eine Horde Feuerwehrleute tummelte sich plötzlich auf der Straße und rannte in eines der Nachbarhäuser. Das war schon gruselig. Ich weiß nicht, was los war. Vielleicht war es nur eine lebensechte Übung der freiwilligen Feuerwehr, denn alle die Behelmten wirkten recht vergnügt und fuhren auch bald wieder weg. Aber ich hatte erst mal einen Adrenalinschub.
Gestern habe ich mich per Mail bei dem Menschen entschuldigt, den ich bei Katharinas Party so bösartig vorgeführt habe. Das hat mich den ganzen Tag sehr beschäftigt: ich bin ziemlich entsetzt von mir selbst, verstehe nicht wirklich, was mich da reitet. Ich habe übrigens in der Situation schon gemerkt, daß ich es zu weit treibe. Aber es war auch - das muß ich zugeben - eine Art grausamer Spaß dabei. Und das erschüttert mich am meisten. Ich habe mir in der Vergangenheit auf diese Weise mindestens eine Freundschaft versaut. Vor vielen Jahren habe ich übrigens etwas ganz Ähnliches durch einen damaligen Freund erlebt, der mich auf meiner eigenen Geburtstagsparty vor allen Gästen mit besoffenem Kopf wegen meines Nagellacks und meiner auffälligen Kleidung zur Schnecke gemacht hat (bei Nagellack und Lippenstift sah er regelmäßig rot, keine Ahnung, was das bei ihm getriggert hat). Ich habe mich damals übelst gerächt, indem ich ihn am nächsten Tag aufgesucht habe, um ihm zu sagen, daß ich ihn für eine fette versoffene Sau halte - und noch ein paar sehr böse Sachen mehr. Nicht schön, fürwahr. Ich weiß also, wie sich beide Seiten anfühlen.
So richtig freuen konnte ich mich heute nicht wegen meines Fehltritts, und am Nachmittag wußte ich: so will ich es nicht mehr!
Eben gerade habe ich dann in der Oya noch etwas Tröstendes gelesen:
"Wir werden gebraucht, um das Prinzip des Lernens an unserem kosmischen Ort zu realisieren, die Prinzipien des Erkennens, der Einsicht, des freiwilligen Wandels, des Nährens und Förderns von Leben, um einen schönen Klang auszusenden, der andere Orte in Resonanz geraten lässt." (Johannes Heimrath)
Immer wieder geht es ums Lernen. Und das Leben sorgt dafür, daß ich lerne, oh ja! Oya!!
Marie-Luise - 20. Nov, 20:37