Kuhstall

Christina besuchte mich und kam am späten Nachmittag mit nach Grebinsrade, wo ich Milch kaufen wollte. Sonst warte ich immer an der Tür, bis einer Zeit hat, mich zu bedienen. Heute aber wurde ich in den Stall gebeten. Welch ein Erlebnis! Hier standen etwa zwanzig Kühe, bereit zum Melken, und ein Kälbchen. Wir erfuhren, daß es gestern morgen geboren wurde. Es hatte noch einen Rest der Nabelschnur, und stakste etwas unsicher zu seiner Mutter, die nach dem Melken von der Kette gelassen worden war. Was für prachtvolle Kühe: schöne rotbraune Tiere mit großen geschwungenen Hörnern und sanften dunklen Augen. Christina sagte, sie hätte gar nicht mehr gewußt, wie Kühe mit Hörnern aussehen. Auf den Weiden sind sie jedenfalls kaum noch zu sehen. Neulich erfuhr ich, daß die Berufsgenossenschaft nicht zahlt, wenn ein Mensch durch das Horn einer Kuh zu Schaden kommt. Fragt sich dann aber, wie die Demeter-Leute dem Enthornungszwang entgehen. Wie auch immer: es war sehr anrührend, im Kuhstall unter all diesen schönen, großen Tieren zu sein. Und ich nahm die noch warme Milch mit dem Gefühl, ein Geschenk erhalten zu haben, nach Hause.
Abends aß ich Pellkartoffeln und Mangold aus dem Garten mit Butter und Kräutersalz. Mmmh, lecker! Die Damhirsche sind nicht mehr an den Mangold gegangen, so konnte er nachwachsen. Ich glaube ja, daß meine Gespräche mit der Großmutter der Damhirsche geholfen haben. Vor wenigen Tagen fand ich übrigens ihre Visitenkarte, frische Köttel, und Hufspuren in der feuchten Erde direkt vor den Mangoldpflanzen. Aber kein Blatt war angefressen!
Marie-Luise - 22. Aug, 22:12