Metamorphose

Susun Weed vergleicht die Wechseljahre von uns Frauen mit der Metamorphose einer Raupe zum Schmetterling. Sie nennt diesen Prozess mit der Einfachheit und Prägnanz, die der englischen Sprache eigen ist, "melting-down". Und genau das geschieht ja auch im Kokon: ein vollständiges Einschmelzen der alten Gestalt.
Wie aber kann sich aus diesem Brei ein Schmetterling entwickeln?
Mittlerweile weiß ich mehr. In der neuen Oya wird dieser Prozess als Analogie für die gewaltigen globalen Umwandlungsprozesse verwendet, in denen wir uns zur Zeit befinden und von denen wir nicht wissen, ob wir sie als Menschheit überleben werden.
Ich habe dann gegoogelt, um mehr zu erfahren. Folgendes habe ich herausgefunden, es stammt aus dem Vortrag "Der Schmetterlings-Effekt und die gesellschaftliche Umgestaltung" des phillippinischen Umwelt-Aktivisten und Politikers Nicanor Perlas. Er zitiert aus einem Kinderbuch der Autorin Norie Huddle:
Die neuen Zellen des Schmetterlings (nachdem er sich verpuppt hat) - werden imaginale Zellen (imaginal cells) genannt. Sie schwingen in einer anderen Frequenz. Sie sind so total verschieden von den Zellen der verpuppten Raupe, daß deren Immunsystem sie als feindlich betrachtet und... vertilgt... Aber diese neuen Zellen fahren fort sich zu bilden, es werden immer mehr! Schon bald kann das Immunsystem der Puppe sie nicht mehr schnell genug zerstören. Mehr und mehr dieser Zellen überleben.
Und dann passiert etwas Erstaunliches! Die winzigen kleinen vereinzelten Zellknospen klumpen zusammen, in befreundeten kleinen Gruppen. Sie schwingen alle in der gleichen Frequenz zusammen und tauschen Informationen untereinander aus. Dann nach einer Weile geschieht noch etwas Erstaunliches! Die Klumpen der Imago-Zellen ballen sich zusammen!... Eine lange Kette sich zusammenklumpender und zusammenballender Schmetterlingszellen, alle in der gleichen "Schwingung", alle beteiligt am Informationsaustausch untereinander innerhalb der Schmetterlingspuppe.
... Dann an einem bestimmten Punkt bemerkt die ganze lange Kette von Imago-Zellen plötzlich, daß sie etwas darstellt. Etwas, das sich von der verpuppten Raupe unterscheidet. Etwas Neues! Etwas Wunderbares!... und in diesem Gewahrwerden ist der Geburtsschrei des Schmetterlings enthalten!... Jede neue Schmetterlingszelle kann nun eine unterschiedliche Aufgabe übernehmen. Es gibt für jede etwas zu tun und jede ist wichtig. Und jede Zelle fängt an, gerade das Bestimmte zu tun, wozu sie am meisten hingezogen wird. Und jede andere Zelle ermutigt sie, gerade das zu tun. Eine großartige Methode, einen Schmetterling zu gestalten! Und eine großartige Methode, eine Schmetterlingsbewegung zu organisieren!
Nicanor Perlas überträgt diesen Prozess auf unsere Erde: es gibt hier die uns allen bekannten und immer deutlicher sichtbaren destruktiven Kräfte. Und es gibt die Imago-Zellen, die den Verwandlungsprozess in Gang bringen.
In meinem heutigen Kräuterkurs habe ich gesehen, daß diese Imago-Zellen in Gestalt von Menschen, die anfangen, anders zu denken und zu handeln, immer mehr werden. Sie agieren nicht mehr vereinzelt und für sich, sie geben sich einander zu erkennen. Ihr Mut und ihre Unbeirrbarkeit wachsen. Und das macht mich so froh und gleichzeitig so aufgeregt!
Marie-Luise - 15. Mai, 21:13
