Grünt die Eiche vor der Esche...

...gibt's im Sommer große Wäsche.
Ein alter Wetterspruch, der sich bisher immer als wahr erwiesen hat. Aber dieses Jahr weiß ich nicht, ob die Eiche oder die Esche eher grünen. Einige Eichen sind schon voller zarter Blätter wie auf dem Foto, einige noch gar nicht. Und die Eschen fangen auch schon an, ihre Blattknospen zu entfalten.
Liebste Astrid, schön an dieser Stelle wieder von dir zu lesen. Danke für deine klugen Worte.
Ja, es braucht Ver-rückte, damit nicht alles bleibt wie es ist, damit es nicht immer mehr von demselben gibt, was uns bisher nicht weitergebracht hat. Und wenn mich jemand verrückt nennt, der noch nicht mal den Mumm hat, seinen wirklichen Namen zu nennen, dann kann ich nur mit den Schultern zucken und weiter das machen, was für mich anliegt.
Das war heute: umgraben, Kletten-, Löwenzahn- und Ampferwurzeln aus der dichten Gartenerde zu sammeln, zu hacken, Kartoffeln und Ringelblumensamen in die Erde legen. Harte körperliche Arbeit, die ich stundenlang durchhalten kann. Das gibt mir ein Gefühl von Befriedigung, birgt aber auch eine Gefahr: daß ich versäume, mir Zeit für Muße zu nehmen. Und ohne Muße keine Träume, kein lustvolles Dasein, keine Aufmerksamkeit für die Überraschungen, die jeder Tag mit sich bringt.
Eine Überraschung gab's dann doch noch:
Herr M., der morgen Kies hinter unserem Haus aufschütten wird, wie meine Nachbarn und ich es uns gewünscht hatten, fragte, ob er mal eben mit seinem Aufsitzrasenmäher meine Wiese mähen sollte, dann hätte ich nicht soviel Arbeit. Na klar wollte ich! Ich hatte schon gesehen und vor allem gehört, daß er auf dem Grundstück gegenüber mit Hingabe gemäht hatte. Abends sah ich beim Gemüseschnippeln zu, wie er durch den Garten fuhr. Die Nachbarjungen drängten sich um das Gefährt. Männer mögen Maschinen, dachte ich und war irgendwie gerührt.
Neulich im Traum war ich im Haus in Kükelühn. Es war menschenleer, alles ganz ordentlich und völlig anders, als ich es kannte. Die Schuhe meiner Nachfolgerin standen in Reih und Glied als einziges menschliches Zeichen. Mit diesem Ort habe ich nichts mehr zu tun, war die Botschaft.
Jetzt ist hier mein Zuhause, und die Venus strahlt in mein Fenster.

Marie-Luise - 4. Mai, 22:16
