Mittwoch, 18. November 2009

Holles Brunnen

Herbst-2009-022
Am Sonntag feierten wir das Ahninnenfest am Selenter See. Es war stockdunkel, der Beifuß wollte nicht glimmen, so daß wir uns das Räuchern nur vorstellen konnten, einige unserer Kürbislampen wurden immer wieder vom Wind ausgeblasen, es regnete und war wirklich nicht einladend. Aber unsere Lichtschiffchen schwammen hinaus auf das Wasser und leuchteten geheimnisvoll.
Anschließend zeigte sich, daß meine Küche ohne weiteres mit sechs essenden, trinkenden, albernen und versaute Witze erzählenden Frauen fertig werden kann.
Passend zur Schweinegrippe schenkte mir Ida den Wildschweinkopf, der jetzt neben meiner Haustür hängt. Das akademische Personal in meiner Klinik rennt zur Impfung, das Krankenpflegepersonal nicht. Ich glaube mit Luisa Francia, daß Infektionen mit Viren, Bakterien und Pilzen Kommunikationsversuche zwischen diesen Lebensformen und unseren Immunsystemen sind. Ich bin gegen ganz wenige Krankheiten geimpft, weil das in meiner Kindheit noch nicht üblich war. Und ganz bestimmt lasse ich mich nicht gegen Grippe impfen. Alle zehn bis fünfzehn Jahre erwischt mich die sogenannte Influenza: ich liege etwa drei Tage mit über 40°C in einer Art Trance, in der etwas in mir sich mit den Viren unterhält. Und jedes Mal waren diese Infektionen so etwas wie Durchgangspforten in ein neues Lebensstadium. Es fühlt sich nicht bedrohlich, nicht unangenehm an, es ist wie ein Abstieg in eine große Tiefe. Frau Holles Brunnen fällt mir ein. Den letzten Abstieg dieser Art hatte ich Anfang 1997, das Jahr, in dem wir uns auf unseren Umzug nach Schleswig-Holstein vorbereiteten.
Apropos Frau Holles Brunnen: der Gutsverwalter war vor ein paar Tagen da und teilte mir mit, daß sich auf meinem Grundstück tatsächlich ein Brunnen befindet, den ich nutzen kann. Wie erfreulich!
Heute tobte ein ordentlicher Orkan übers Land, wehte mich nach der Arbeit durch Kiel, während ich meine Einkäufe machte. Stürme bewegen etwas in mir, wecken meine wilde instinktive Natur. Sie sind Wesenheiten, z.B. Oyá, die westafrikanische Windgöttin, der ich mich seit vielen Jahren verbunden fühle.

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