Samstag, 22. April 2017

Atmen

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Nein, das ist kein Navi sondern das Osterpäckchen meines Sohnes

Ostern habe ich immer gern gemocht. Als Kind gehörte auch der Kirchgang dazu. Ich erinnere mich an die Ausflüge mit Bruder, Eltern und Großeltern im Solling, Picknick mit gefärbten Eiern, Sonne. Am allerbesten waren aber die Osterfeuer am Samstagabend. Vom Berghang oberhalb des Hauses, in dem meine Großeltern wohnten, konnten wir die Feuer der Nachbarorte sehen. Und den gigantischen Sternenhimmel! Mein Vater sagte, der Weltraum sei unendlich. Die Vorstellung machte mich schwindelig. Heute weiß ich, daß er nicht unendlich ist. Als Kind hätte mich die Frage, was dahinter kommt, sicher sehr beschäftigt. Heute seltsamerweise nicht mehr. Irgendwie habe ich gelernt, mit dem Nicht-Wissen klar zu kommen, wenigstens in diesen Dimensionen.
Diese Jahr war Ostern eher anstrengend. Ich hatte die ganzen Tage Dienst und wenig von meinem Besuch. Meine Tochter musste Arbeiten korrigieren, ihr Freund hatte von einem seiner Profs noch ein Referat aufs Auge gedrückt bekommen, mit dem er sich über die Feiertage abquälte.
Das geplante Osterfeuer im Garten fiel wegen heftigem Regen aus, und überhaupt war es sehr kalt.
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Gestern nahm B. mich mit nach Grebin, ziemlich in der Nähe, zu einem privat organisierten Filmabend über das südniedersächsische Dorf Heckenbeck, in dem es unter anderem eine freie Schule und offensichtlich viele zufriedene Menschen gibt. Anschließend ergab sich noch ein Gespräch über anders leben, alternative Anbau- und Vermarktungsmethoden und Zukunftsgestaltung. Mir hat es gefallen.
In dem Film sagte ein Obstbauer, er sähe seine Arbeit mit den Apfelbäumen als etwas Spirituelles, da er eine Beziehung zu ihnen eingehe, indem er sie beobachte und fühlte, was sie brauchten. Das mache ihn zufrieden. Ich habe lange Schwierigkeiten mit dem Begriff Spiritualität gehabt, hatte aber keine andere Bezeichnung. Aber vor wenigen Wochen las ich irgendwo, daß das Wort spirituell mit dem lateinischen spirare = atmen verwandt ist. Na klar!
Demnach bedeutet Spiritualität, daß das, was uns mit allem Lebendigem verbindet, dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, das Atmen ist. Mich hat das immer bei den Pflanzen fasziniert, die das CO² einatmen, das wir ausatmen. Ihrerseits atmen sie Sauerstoff aus, den wir wieder einatmen. Wir befinden uns also in einer natürlichen Kooperation mit den grünen Pflanzen und sie mit uns.
Auch das Wort Inspiration enthält das Atmen: wir atmen etwas ein, was unseren Geist beflügelt, uns neue Gedanken, Bilder, Impulse gibt.
Das bewusste tiefe Atmen hilft in den Körperpsychotherapien, mit verdrängten Gefühlen in Berührung zu kommen. Mit dem Einatmen kommen wir zu uns selbst, mit dem Ausatmen verbinden wir uns mit der Welt. Und wir alle atmen die gleiche Luft. Schon deshalb beruht doch das Gefühl von Trennung auf einer Wahrnehmungsstörung.
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