Samstag, 11. November 2017

Teil des Ganzen

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Am Morgen sah ich am Himmel große Vögel in ordentlicher Formation hintereinander fliegen. Etwas war ungewöhnlich an diesem Anblick. Bei genauen Hinsehen erkannte ich an der Spitze drei Kraniche, deutlich erkennbar an ihren langgestreckten Beinen, gefolgt von fünf Graugänsen.
Das Zusammenfliegen verschiedener Arten kenne ich von den großen Krähen- und Dohlenschwärmen in Münster und Kiel, wenn sie im Herbst und Winter auf ihre Schlafbäume ziehen.
Diese Vögel kriegen etwas hin, womit wir Menschen uns eher schwer tun: artübergreifend zu kooperieren.
Nicht nur die monotheististischen Religionen der Juden, Christen und Moslems, sondern auch einige spirituelle Lehrer*innen, mit deren Texten ich mich befasst habe, sehen den Menschen als etwas Besonderes. Es ist uns in Fleisch und Blut übergegangen, uns als den Tieren überlegen anzusehen. Wir schreiben uns Intelligenz, Selbstbewusstsein, Reflektionsvermögen und was sonst noch alles zu - und den Tieren dementsprechend ab. Diese Haltung hat konsequenterweise zu Massentierhaltung und Tierversuchen geführt. Daß das schlimm ist, weiß ich schon lange. Aber erst seit ich die entsprechenden Kapitel im bereits erwähnten Buch Tiere denken von Richard David Precht gelesen habe, weiß ich, daß es noch viel schlimmer ist. Jeder Mensch, der Medikamente nimmt oder operiert wird, sollte wissen, daß all das vorher an Millionen von Versuchstieren, teilweise bei vollem Bewusstsein, getestet wurde. Es ist in der Forschung vorgeschrieben, auch für das hundertste Medikament der gleichen Art erneut Tierversuche zu machen.
Ich glaube, wir sind nur in einer Hinsicht etwas Besonderes: wir sind die Meister*innen der Vernichtung.
Wenn ich in der neuen Brennstoff lese, daß die bereits stattfindende Erderwärmung bereits zum irreversiblen Abschmelzen des westantarktischen Eisschild geführt hat und in der Folge die Fidschi-Inseln und auch Städte wie z. b. Shanghai und Hamburg absaufen werden, wenn ich dann erfahre, daß das drohende Auftauen der Permafrostböden dazu führt, daß soviele Treibhausgase freigesetzt werden, daß die Planetin unbewohnbar werden könnte, dann packt mich der kalte Zorn über die Grünen, die bei den Koalitionsgesprächen mit CDU und FDP einen Rückzieher bei ihren Klimazielen gemacht haben. Na klar, sie wollen unbedingt ihre Ministerposten haben und beim Regieren mitspielen. Wundern tut mich das nicht: haben sie doch in der Schröder-Fischer-Regierung bereits ihre pazifistischen Prinzipien geopfert, als sie der Bombardierung Jugoslawiens zugestimmt haben.
Es gibt einen kleinen Trost: Menschen waren nicht immer so. Die Höhlenbilder der Altsteinzeit-Jäger*innen und -sammler*innen und was wir über die australischen Aborigines sowie die noch auf Steinzeitniveau lebenden Völker Amazoniens wissen, zeigen, daß es Zeiten gab, als Menschen sich als Teil des großen Ganzen und Tiere, Pflanzen, Minerale, Wasser, Wind und Erde als Verwandte gesehen haben.
Wie konnte es dazu kommen, daß wir uns jetzt auf diesem Höllentrip befinden?
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