Mittwoch, 29. März 2017

Lehrer und Glaubenssätze

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Im Gespräch mit meiner Freundin L. kamen wir auf die Fehler unserer Lehrer zu sprechen. Auch J. war für mich ein Lehrer. Und je länger und besser ich ihn kannte, desto unausweichlicher wurde ich auch seiner blinden Flecken gewahr. Es gab auch Reibung zwischen uns. Nein, ich rede nicht schlecht über Tote, ich sage lediglich wie es ist.
Im Laufe der Jahre habe ich Lehrer und Lehrerinnen mit ganz krassen blinden Flecken kennen gelernt. Lange hat mich das gestört: ich wollte halt an das rundherum Gute glauben.
Damit bin ich jetzt weitgehend versöhnt. Ich habe es mit Menschen zu tun, die spiegeln mir etwas spiegeln, was ich vielleicht bei mir selbst nicht erkennen kann. Manchmal fallen mir plötzlich alte Begebenheiten ein, bei denen ich mich auf eine Art und Weise verhalten habe, die ich mittlerweile doof, peinlich und beschämend finde. Ja, wir sind wohl wirklich hier um zu lernen.

Eine weiter spannende Sache sind die Glaubenssätze, mit denen wir alle ständig zu tun haben: Überzeugungen, wie die Welt, wir selbst und andere zu sein haben.
Sätze wie "er sollte...", "sie hätte...", "ich müsste..." sind nach meiner Erfahrung in der Regel Glaubenssätze. Wenn ich zum Beispiel mit der Unzuverlässigkeit einer Freundin hadere, wie kürzlich geschehen, steckt dahinter der Glaubenssatz, daß sie gefälligst zuverlässig sein sollte, sprich meinen eigenen moralischen Vorstellungen zu entsprechen hat.
Ich habe vor langer Zeit ein Seminar mit Byron Katie in Hamburg besucht, bei dem sie in einem vollen Saal "The Work" mit Menschen und deren persönlichen Glaubenssätzen machte. Dieser Tag hat mir eine Menge Aha-Erlebnisse beschert. Die meisten Glaubenssätze über das, was andere machen oder sein sollten, führen unweigerlich zu Stress. Und ich habe noch nie erlebt, daß meine Männer, Freundinnen, KollegInnen meine Vorstellungen, wie sie zu sein und zu handeln hätten erfüllt haben.
Ich mache die Selbstbefragung "The Work" nur noch selten, aber wenn, führt sie fast immer zu einer deutlichen Entspannung. Nein, ich kann nicht wissen, wie andere sich zu verhalten haben. Nein, ich kann nicht wissen, was das Beste für sie ist. Und oft hat sich im Nachhinein herausgestellt, daß ich genau diese Erfahrung brauchte, um einen Schritt weiter gehen zu können.
Wenn ich keine vorgefasste Meinung mehr habe, wie Menschen sich verhalten sollten, wird mein Geist sehr weit und frei. Dann scheint plötzlich alles möglich.

Eine andere feine Methode frei zu sein, ist Naikan. Hier werden die Beziehungen zu nahestehenden Menschen mit drei Fragen untersucht: Was hat die Person für mich getan? Was habe ich für diese Person getan? Welche Schwierigkeiten habe ich ihr bereitet?
Im Alltag ist wohl eher die Frage da: Was hat diese Person mir angetan?
Naikan hat mir soviel Frieden geschenkt wie kaum etwas in meinem Leben. Und es hat meinen Blick für das Gute in mir und in anderen Menschen weiter gemacht.
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