Freitag, 26. Mai 2017

Schwärme

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Die Schwarmzeit hat wieder angefangen, und in diesem Jahr nehmen die Bienen keine Rücksicht darauf, ob ich Zeit habe oder nicht. Sonntag kam ich in der Abenddämmerung nach Hause und fand einen sehr großen Schwarm am Pflaumenbäumchen.
Am nächsten Morgen kam A. und half mir, den Schwarm in die Kiste zu logieren. Das dauerte eine Weile, aber es machte auch Spaß, weil wir so gut zusammenarbeiten konnten. A. half mir auch beim Abwaschen, während die Bienen sich vom Baumstamm in die Kiste bewegten. Ich war ganz entzückt, wie selbstverständlich er sich in meiner für ihn fremden Küche bewegte, das Geschirr wegräumte und sich einfach nützlich machte. "Es gibt schon gute Männer", stellte meine Tochter fest, der ich davon erzählte. Oh ja!
Ich hatte eigentlich gar keine Zeit für Bienenschwärme, weil ich in die Klinik musste. Aber irgendwie klappte alles so gut, daß ich rechtzeitig losfahren konnte. Und A. fuhr mit der vollen Schwarmkiste nach Hause und freut sich jetzt zusammen mit seiner Frau und den Enkelkindern über die Bienen.
Von Kiel aus fuhr ich nach Flensburg. Ich hatte mehrere Nächte wenig geschlafen, auf der Station hatten sich unvorherbare Sachen ereignet, die schnelles Handeln erforderten. Als ich bei meiner Tochter ankam, war ich voll von meinen Erlebnissen und etwas über dem Strich durch den Schlafmangel. Es fühlte sich wie ein Bienenschwarm in meinem Inneren an. Wir gingen in die Stadt und kauften ein, aber dann musste ich ins Bett. Nach drei Stunden Schlaf wurde ich mit bestem Essen bewirtet.
Gestern an Himmelfahrt kam mein junger Nachbar, um mir mitzuteilen, daß auf seinem Grundstück ein Bienenschwarm in den Brombeeren hing. Er war so verwoben mit den dornigen Ranken und dem Zaun, daß ich nicht wusste, wie ich ihn in die Kiste bekommen sollte. Es ging dann doch überraschend schnell mit Hilfe einer Rosenschere und eines Gänseflügels zum Abstreifen der Bienen. Ich ließ die Kiste mit leicht geöffnetem Schieber für die Nachzügler stehen und kam wenig später zurück, um sie abzuholen. Aber da war schon ein Brausen in der Luft, und ich sah die Bienen aus der Schwarmkiste ausziehen. Erst sammelten sie sich über meinem Garten, dann zogen sie über das blühende Rapsfeld in die Ferne. Vielleicht hingen sie schon einige Tage in den Brombeeren und hatten längst eine Entscheidung über ihre künftige Heimat getroffen. Ich konnte ihnen nur Glück wünschen und dann zur Arbeit fahren.
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Toosbüystraße in Flensburg

Montag, 15. Mai 2017

Umdenken

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Umdenken, also alte Gewissheiten aufzugeben, ist manchmal ein mühseliger und langwieriger Prozess. Manchmal geht es nach dem ersten Schritt aber auch ganz schnell. Umdenken heißt für mich, das Mainstream-Denken zu hinterfragen und der eigenen Intuition, der inneren Stimme zu folgen.
In den letzten Jahren habe ich mich schwer damit getan, die Bienen regelmäßig durchzusehen, wie ich das im Imkerkurs gelernt habe: Deckel auf, Wachstuch ab, Rauch reinblasen, nacheinander jeden Oberträger mit dranhängender Wabe rausziehen und ansehen. Mir war schon klar, daß das eine ganz massive Störung war, und ich wunderte mich jedes Mal über die Friedfertigkeit der kleinen Tiere.
Im vergangenen Jahr musste ich sogar alle zwei bis drei Wochen diese Prozedur machen, um die Bienen mit Oxalis D7, einem homöopathischen Präparat, zu besprühen. Das sollte gegen die Varroa helfen (hat es nicht, wie sich im September herausstellte). Ich habe dann im Sommer damit aufgehört, als das zweite Volk sehr unruhig wurde und mir die Hände zerstochen hat. Da war irgendwie klar: die wollen das nicht.
Bis vor kurzem war es so kalt, daß ich gar nicht an die Bienen gegangen bin. Aber ich habe letzte Woche endlich beiden Völkern je einen neuen Oberträger zum Ausbauen gegeben und hatte den Plan, die Durchsicht bei wärmeren Temperaturen zu machen.
Wenn ich bei den Bienen saß und sie beobachtete, freute ich mich über die vielen Pollenträgerinnen und die ersten Drohnen dieses Jahres, aber bei dem Gedanken, an ihr Innerstes zu gehen, spürte ich starken Widerstand. Seit ich auf Stiche im Gesicht mit massiven Schwellungen reagiere, die mit und ohne homöopathische Behandlung, Zwiebelauflagen, Wegerichsaft und Bite away (punktgenaue Hitzeanwendung) mich für fünf Tage ziemlich deformieren, arbeite ich mit Schutzkleidung. Nur die Hände bleiben frei. Die Stiche tun für einen Moment weh, aber es sind die Schwellungen, die mich sehr stören. Vielleicht wollte ich deshalb nicht mehr an die Bienen und ihnen nur noch zusehen.
Gestern habe ich mich mal wieder mit der Schweizer Initiative Free the bees beschäftigt (danke für den tollen Tipp, Monika!) Ich fand die Essaysammlung eines erfahrenen Imkers, der das in Imkerkreisen übliche Vorgehen sehr gründlich hinterfragt: http://freethebees.ch/wp-content/uploads/2016/05/ALLERLEI-KRITISCHES-ZUR-BIENENHALTUNG-Hans-Studerus-01-1.pdf
Er beschreibt, wie die Bienen in ständiger Angst leben, weil immer wieder Rauch in ihre Behausung geblasen wird, sie dann Honig für drei Tage zu sich nehmen und sich auf diese Weise fluchtbereit machen, dann müssen sie erleben, wie das Brutnest (er nennt es "das Allerheiligste") beim Ziehen der Oberträger/Rähmchen auseinander genommen wird, und die Angst schwächt sie.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: das Durchsehen, ob jetzt alle zwei Wochen (extremer Stress für die Bienen) oder dreimal zwischen April und September (nicht ganz so schlimmer Stress) entspringt dem Kontrollbedürfnis des Imkers, aber ganz sicher nicht den Bedürfnissen der Bienen. Wenn sie im Wald in einem hohlen Baum leben, kommt keiner und tauscht alte Waben gegen neue aus (was man ja angeblich machen muss) oder hängt vorn und hinten neue Rähmchen ein. Und erst recht kommt keiner und schneidet die Drohnenbrut raus, weil die sowieso nur unnötige Esser sind und außerdem Varroen verbreiten. Und es wird auch nicht zweimal im Jahr Honig entnommen und stattdessen minderwertiger Zucker gefüttert. Die freien Bienen regeln alles selbst. Ich weiß z. B. von einer Imkerkollegin, daß die alten Waben von den Bienen abgeschrotet und dann neue gebaut werden.
Der Verfasser sieht nicht die Varroa, nicht die Ackergifte, nicht den Nahrungsmangel als Hauptursachen des Bienensterbens, sondern die unzähligen Züchtungs- und sonstigen Manipulationsversuche der Imkerschaft. Ich glaube, alles zusammen führt zu der desolaten Situation, die wir jetzt haben.
Früher haben Imker, die Bienen in Körben hielten, ja auch keine einzelnen Waben rausziehen können. Und sie haben nur einmal im Jahr Honig geerntet. Es gibt auch heute noch Systeme, die eine Durchsicht unmöglich machen, z. B. die Warrébeuten und die Bienenkisten.
Nachdem ich den langen Text gelesen hatte, fühlte ich mich plötzlich ganz fröhlich und leicht ums Herz. Ja klar, warum bin ich denn nicht selbst drauf gekommen? Ich habe mich zu den Bienen gesetzt, ihnen beim Fliegen zugeschaut, ihrem friedlichen Summen zugehört und ihnen erzählt, daß ich ab jetzt aufs Durchsehen verzichte, ihren heiligen Raum respektiere und allenfalls mal die äußerste Wabe entnehmen werde, um ein klein wenig Honig zu ernten.
Das fühlt sich richtig gut an.
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Mittwoch, 10. Mai 2017

Pionierinnen...

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...waren wir in gewisser Weise. Jedenfalls war dieses Familienmodell noch nicht salonfähig. Ich habe es bei der Wohnungssuche im Zuge der Trennung gemerkt: potentielle Vermieter schoben immer irgendwelche fadenscheinigen Gründe vor, warum sie mich nicht als Mieterin haben wollten. Unser damaliger homöopathischer Arzt, zu dem ich soviel Vertrauen gehabt hatte, wurde plötzlich sehr unfreundlich und gab mir zu verstehen, ich solle mich umgehend wieder mit meinem Mann zusammen tun (er hat mich nie nach den Gründen der Trennung gefragt).
Ein Mann, an dem ich damals Interesse hatte, meinte, er könne sich auf keinen Fall mit einer Frau einlassen, die bereits Kinder von einem anderen habe.
Ich habe aber auch vor wenigen Jahren noch erlebt, daß ein Mann, der mich kaum kannte, mir sagte, ich könne wohl kein Versprechen halten (er meinte das Eheversprechen). Auch ihn interessierten die Gründe für die Trennung nicht im Geringsten.
Es gab allerdings in unserer Verwandtschaft schon lange vor uns Frauen, die ihr Leben ohne Mann in die Hand genommen haben: meine Urgroßmutter mütterlicherseits, eine Frau vom Lande mit einer kleinen Selbstversorgerlandwirtschaft, hat ihre drei Söhne, einer davon mein Opa, mit Hilfe ihrer Mutter großgezogen, nachdem sie ihren spielsüchtigen Mann vor die Tür gesetzt hatte. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts ganz ungewöhnlich.
Jedenfalls bin ich dankbar für diese Erfahrungen: sie haben mich gelehrt, mich nicht auf Gedeih und Verderb an einen Mann zu binden. Und sie haben mich frei gemacht.
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Dienstag, 9. Mai 2017

Neunzig

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Meine Mutter ist im April 90 Jahre alt geworden. Am Wochenende haben wir das in großer Runde gefeiert. Ich muss an dieser Stelle mal ein Loblied auf meine Mutter singen: sie hat es geschafft, einen klaren Verstand zu behalten, geht noch regelmäßig zum Kieser-Training und nimmt Anteil am Weltgeschehen und ihrer persönlichen Umgebung. Bis vor wenigen Jahren hat sie Italienisch gelernt, und sie geht immer noch auf Reisen. Ihr Wunsch ist eine Karte für die Elbphilharmonie, und wir bemühen uns, ihn zu erfüllen. Ein weiterer Wunsch ist, so zu sterben wie Udo Jürgens: "Nicht daß ich Fan von ihm bin, aber beim Spazierengehen einfach tot umfallen, das ist doch der ideale Tod."
Es war schön, mal wieder die ganze Familie am Tisch zu haben: mein Bruder, seine Frau und deren Tochter, meine beiden Kinder, der Freund meiner Tochter, meine Mutter und ich.
Eine Bemerkung meiner Mutter ("...daß aus dieser desolaten Familie mit einem linken Vater was Gutes rausgekommen ist..."), die auf meine erste Ehe gemünzt war und mich zu Widerspruch herausforderte ("Wieso desolat? Und es war nicht nur der Vater links, ich war's doch auch.") brachte mich ans Nachdenken: meine Lebensform als Alleinerziehende Anfang der 80er Jahre bis 1992, dann Patchworkfamilie, war damals noch ungewöhnlich, ist aber mittlerweile sowas von normal. Ich habe den Status "alleinerziehend" nie als Makel empfunden. Nicht daß ich mir das so gewünscht hatte, aber es hat sich dann eben ergeben.
Am besten hat mir übrigens das gute Wetter in Münster gefallen nach den vielen kalten Tagen. Wir haben uns Samstagnachmittag sogar noch mit einer Wolldecke auf eine Wiese gelegt und die Sonne genossen, während meine Mutter ihr Mittagsschläfchen hielt.
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Donnerstag, 4. Mai 2017

Magie

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Neulich ging es im Gespräch um einen Menschen, der sich extrem dissozial und destruktiv verhält. Alle Versuche, ihn auf Dauer zur Räson zu bringen, sind bisher nicht erfolgreich gewesen. Sein Verhalten bindet die Energie derer, die zwangsläufig mit ihm zu tun haben.
Eine Frau schlug eine magische Handlung vor (die ich jetzt nicht weiter ausführen werde), die zum Ziel hat, daß er an seinen eigenen "schlechten Energien" erstickt.
In den 80er Jahren, inspiriert von der neuen Hexenbewegung, habe ich mit Magie experimentiert und daraus folgendes gelernt:
- Magie kann wirken, allerdings nicht unbedingt so, wie eine sich das vorstellt
- Magie bindet die Energie der Person, die sie ausübt
- der Erfolg magischer Handlungen kann zu ziemlich größenwahnsinnigem und selbstgerechtem Verhalten führen
- Magie bindet an die Person, gegen oder für die sie eingesetzt wird
Ich habe für mich den Schluss daraus gezogen, solche Handlungen zu unterlassen. Immer besser fahre ich übrigens seit Jahren damit, dem Leben zu vertrauen, weil ich die Folgen meiner Handlungen aufs gesamte System sowieso nicht überschauen kann.
Im erwähnten Fall habe ich darüber hinaus ein Problem mit den "guten und schlechten Energien". Wer will das denn festlegen, was gut oder schlecht ist? Das ist doch wieder etwas für unsere westliche Kultur so Typisches, diese Spaltung in Gut und Böse. Und wenn wir damit anfangen, dann sind wir auch schnell beim "gerechten Krieg".
In David Holmgrens Buch Permakultur habe ich eine schöne Passage gefunden:
"Ein Perspektivwechsel, der die Auswirkungen menschlichen Handelns nicht als Verbesserung, sondern als zerstörerisches Element sieht, mag ein notwendiger Schritt in dieser Entwicklung (zu einer kulturellen Transformation) sein, aber die Transformation setzt erst dann ein, wenn wir uns selbst nicht mehr als getrennt von der Natur betrachten. Um diesen letzten Schritt zu vollziehen, müssen wir als Allererstes damit aufhören, unsere Handlungen als gut oder böse zu bewerten."
Nochmal zur Magie: am schönsten finde ich Dion Fortunes Definition, die gern Starhawk zugeschrieben wird, die sie aber nur zitiert: "Magie ist die Kunst, nach Belieben das Bewusstsein zu wechseln."
Lustig finde ich, daß viele Menschen, die strikt die Existenz von Magie abstreiten, ohne nachzudenken magische Handlungen ausüben, z. B. dreimal auf Holz klopfen.
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Montag, 1. Mai 2017

Walpurgis

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Heute trafen I. und ich uns zum Frühstück, dann machten wir einen Maigang bei schönem Sonnenschein und ziemlich kaltem Wind. Anschließend gingen wir leckeren Kuchen essen im Restaurant von Gut Wulfshagen. Mir gefällt die neue spontane Art, die Jahreskreisfeste zu begehen sehr gut. Das Leben zeigt uns doch immer wieder, wann es Zeit ist, Gewohnheiten und Verpflichtungen abzulegen und Raum für Neues zu schaffen.
Das gilt, finde ich, auch für Freundschaften und Beziehungen. Ich finde es sehr schön und durchaus auch beneidenswert, wenn Menschen es wirklich hinkriegen, eine Ehe/Lebensgemeinschaft über einen langen Zeitraum lebendig zu halten. Aber ich kenne nur sehr wenige solcher Paare. Auch in feministischen Kreisen bin ich Frauen begegnet, die nur schlecht über ihre Männer redeten, aber dennoch mit ihnen zusammenblieben. Für mich wäre das nichts. Deshalb halte ich auch nichts von dem Versprechen: "...bis daß der Tod uns scheidet." Ich selbst habe viel Energie und viele Jahre darauf verwendet, meine letzte Ehe zu retten. Irgendwann habe ich dann kapituliert, und das war das Beste, was ich tun konnte. Ich will das gar nicht als Scheitern sehen: wir sind so lange zusammengeblieben, wie es gut und richtig für uns war. Bei manchen bedeutet das dann vielleicht wirklich bis ans Ende des Lebens.
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Am Wochenende habe ich für die Zugfahrt nach Hamburg mal wieder eine Süddeutsche Zeitung gekauft und sehr viel Spaß mit dem Artikel von Nadia Pantel über Trump, Putin und Erdogan gehabt. http://www.sueddeutsche.de/leben/macho-politiker-volles-rohr-1.3480961?reduced=true#redirectedFromLandingpage Großartig!

Montag, 24. April 2017

Energien

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Danke, liebe Monika, für das Kompliment!

Gestern gönnte ich mir eine kleine Wanderung zu einem Waldstück, das ich noch nicht kannte. Anfangs ging ich brav auf den Wegen und bewunderte den blühenden Schlehdorn. Blühende Kirschen und Schlehen haben immer etwas Magisches, finde ich. In unserem alten Garten in Münster stand ich oft unter dem weiß blühenden Sauerkirschbaum und hatte dabei das deutliche Gefühl, in einer Art Feenreich gelandet zu sein.
Dann verließ ich irgendwann den Weg, der mich zwischen steilen Hügeln hindurch führte, gelangte auf eine Streuobstwiese auf einer Lichtung, fand eine uralte hohle Eiche, die voller Knospen war. Von der Anhöhe aus konnte ich ein Haus sehen und machte mich an den Abstieg. Ich kam auf eine kleine Straße und dann nach Bauersdorf. Ab hier kannte ich mich wieder aus. Bei diesem Querfeldeingehen finde ich oft interessante Dinge, z. B. dieses hier:
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Das erinnert mich an Pippi Langstrumpf und die Sachensucher. Allerdings verzichtete ich aufs Mitnehmen. Was wohl die Archäolog*innen der Zukunft zu diesen Dingen sagen werden?

Heute fuhr ich nach Kiel und meldete mich im Institut francais zu einem Intensivkursus an, den ich als Bildungsurlaub beantragt habe.
Die Leiterin und eine weitere Frau standen vorm Computer und unterhielten sich auf Französisch über das Wahlergebnis. Sie waren erleichert, daß Marine Le Pen weniger Stimmen bekommen hatte als Macron.
"Der Kelch ist an uns vorbei gegangen", sagte sie zu mir in völlig akzentfreiem Deutsch. Sie lebt schon lange hier.
Gut gelaunt fuhr ich zu meiner Osteopathin. Während der Behandlung sah ich wie auch beim letzten Mal Strukturen, die sich bewegten. Ich kann sie aber unmöglich beschreiben; sie glichen nichts Bekanntem. Frau D. sagte, das käme öfter vor. Es seien wohl energetische Phänomene, die man vielleicht irgendwann wissenschaftlich erklären könne.
Ich brauche keine Erklärung. Ich finde es einfach nur spannend.
Als ich nach Hause fuhr, goss es. Das war sicher gut, denn ich wäre sonst wieder in den Garten gegangen und hätte geackert. Aber irgendwie wollte die Osteopathiebehandlung ganz ruhig verdaut werden.
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Die Zeitschrift Brennstoff, von der ich hier schon einige Male geschwärmt habe, gibt es jetzt auch online: www.brennstoff.com

Samstag, 22. April 2017

Atmen

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Nein, das ist kein Navi sondern das Osterpäckchen meines Sohnes

Ostern habe ich immer gern gemocht. Als Kind gehörte auch der Kirchgang dazu. Ich erinnere mich an die Ausflüge mit Bruder, Eltern und Großeltern im Solling, Picknick mit gefärbten Eiern, Sonne. Am allerbesten waren aber die Osterfeuer am Samstagabend. Vom Berghang oberhalb des Hauses, in dem meine Großeltern wohnten, konnten wir die Feuer der Nachbarorte sehen. Und den gigantischen Sternenhimmel! Mein Vater sagte, der Weltraum sei unendlich. Die Vorstellung machte mich schwindelig. Heute weiß ich, daß er nicht unendlich ist. Als Kind hätte mich die Frage, was dahinter kommt, sicher sehr beschäftigt. Heute seltsamerweise nicht mehr. Irgendwie habe ich gelernt, mit dem Nicht-Wissen klar zu kommen, wenigstens in diesen Dimensionen.
Diese Jahr war Ostern eher anstrengend. Ich hatte die ganzen Tage Dienst und wenig von meinem Besuch. Meine Tochter musste Arbeiten korrigieren, ihr Freund hatte von einem seiner Profs noch ein Referat aufs Auge gedrückt bekommen, mit dem er sich über die Feiertage abquälte.
Das geplante Osterfeuer im Garten fiel wegen heftigem Regen aus, und überhaupt war es sehr kalt.
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Gestern nahm B. mich mit nach Grebin, ziemlich in der Nähe, zu einem privat organisierten Filmabend über das südniedersächsische Dorf Heckenbeck, in dem es unter anderem eine freie Schule und offensichtlich viele zufriedene Menschen gibt. Anschließend ergab sich noch ein Gespräch über anders leben, alternative Anbau- und Vermarktungsmethoden und Zukunftsgestaltung. Mir hat es gefallen.
In dem Film sagte ein Obstbauer, er sähe seine Arbeit mit den Apfelbäumen als etwas Spirituelles, da er eine Beziehung zu ihnen eingehe, indem er sie beobachte und fühlte, was sie brauchten. Das mache ihn zufrieden. Ich habe lange Schwierigkeiten mit dem Begriff Spiritualität gehabt, hatte aber keine andere Bezeichnung. Aber vor wenigen Wochen las ich irgendwo, daß das Wort spirituell mit dem lateinischen spirare = atmen verwandt ist. Na klar!
Demnach bedeutet Spiritualität, daß das, was uns mit allem Lebendigem verbindet, dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, das Atmen ist. Mich hat das immer bei den Pflanzen fasziniert, die das CO² einatmen, das wir ausatmen. Ihrerseits atmen sie Sauerstoff aus, den wir wieder einatmen. Wir befinden uns also in einer natürlichen Kooperation mit den grünen Pflanzen und sie mit uns.
Auch das Wort Inspiration enthält das Atmen: wir atmen etwas ein, was unseren Geist beflügelt, uns neue Gedanken, Bilder, Impulse gibt.
Das bewusste tiefe Atmen hilft in den Körperpsychotherapien, mit verdrängten Gefühlen in Berührung zu kommen. Mit dem Einatmen kommen wir zu uns selbst, mit dem Ausatmen verbinden wir uns mit der Welt. Und wir alle atmen die gleiche Luft. Schon deshalb beruht doch das Gefühl von Trennung auf einer Wahrnehmungsstörung.
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