Montag, 17. Juli 2017

Fülle

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I. frühstückten gestern gemeinsam und machten dann einen ausgiebigen Spaziergang bei Regen im Kaltenhofer Moor. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Feld vorbei, das ganz gelb vor lauter Jakobskreuzkraut war. Es leuchtete fröhlich unter dem grauen Regenhimmel, und I. sagte: "Wie schön!"
Seit einigen Jahren wird ja eine riesige Hysterie wegen dieser Pflanze geschürt: sie töte Pferde und Rinder, belaste den Honig mit leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloiden; man solle sie ausreißen, wenn man sie sehe.
Nun, auf dieser Wiese hatte keiner irgendwas ausgerissen, und ein einsames Rind bewegte sich gemütlich zwischen den Pflanzen und sah ziemlich lebendig aus. Rinder und Pferde fressen übrigens gar kein Jakobskreuzkraut, es sei denn, es befindet sich in der Silage. Und die Bienen gehen nur an diese Pflanze, wenn sie nichts anderes finden. Und da liegt - finde ich - der Hase im Pfeffer: dank Glyphosat ist die Landschaft so leer von blühenden Wildpflanzen, das die Bienen sich mit zweiter Wahl zufrieden geben müssen. Wenn also irgendwelche Hysteriker*innen mal wieder auf Jakobskreuzkrautausrottungstour gehen (was ja bisher wenig erfolgreich war, muss ich hämisch feststellen), dann rauben sie den Honigbienen noch die letzte Nahrung.
Aiko Huckauf von der Stiftung Naturschutz schlägt ganz bescheiden vor, die Bauern sollten bitte einen Streifen um ihre Felder glyphosatfrei halten, dann hätten Wildpflanzen wieder eine Chance und die Bienen auch.
Auch wenn ich mich wiederhole: einige der wichtigsten und seit Jahrtausenden von Menschen genutzten Heilpflanzen enthalten Pyrrolizidinalkaloide. Erst seit wenigen Jahrzehnten wird eine gewaltige Angst vor ihnen geschürt. Mein Verdacht, daß hier die Pharmalobby ihre Finger im Spiel hat, erhärtet sich immer mehr: wenn ich sehe, was Menschen sich an Tabletten reinpfeifen, obwohl sie leberschädigend, nierenschädigend, süchtig machend sind oder andere unerwünschte Nebenwirkungen haben, dann wird mir ganz schlecht.
Diese Tabletten kann man in der Apotheke, teilweise sogar ohne Rezept kaufen. Aber Huflattich und Beinwell sind kaum noch zu kriegen, weil sie angeblich so schädlich sind. Ich bin übrigens dafür, daß man alles Getreide aus dem Handel nimmt, daß mit Glyphosat zur Reife gebracht wurde (das ist ein mittlerweile übliches Vorgehen). Dann bleibt nicht mehr viel zum Brot- und Kuchenbacken.
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Am Samstag fand der einzige Kräuterkurs dieses Jahres statt: es hat Spaß gemacht und war ganz leicht und lustig und zugleich tiefgehend. Engagierte Frauen, freundliches Wetter, gutes Essen und viel Inspiration.
Als alle weg waren, fühlte ich mal wieder: Ja, das ist es! Das ist meins, dafür lebe ich! Und es ist in heutigen Zeiten geradezu subversiv, andere Menschen dabei zu unterstützen, die Verantwortung für ihre Körper und Seelen wieder in die eigenen Hände zu nehmen, zu ihrer Eigenmacht zurückzufinden und ihrer inneren Stimme wieder zuhören zu lernen. Die weiß es besser als irgendwelche Experten.

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